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Berlin: Mit 14 die Freundin auf den Strich geschickt

Sven P. sitzt als wohl jüngster Zuhälter Deutschlands vor Gericht – unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Er ist nicht besonders groß oder kräftig und trägt die Haare kurz. Umgeben von drei Wachtmeistern wird der junge Serientäter in den Gerichtssaal geführt. Sven P. senkt den Kopf und versteckt sich hinter einem breiten Rücken. Mit seinen 15 Jahren hat er es zu einer traurigen Berühmtheit gebracht. Er gilt als jüngster Zuhälter Deutschlands. Seit gestern muss er sich vor einem Jugendschöffengericht verantworten.

Es geht um schweren Menschenhandel, aber auch um Vergewaltigung einer 16-Jährigen, um sexuellen Missbrauch einer Elfjährigen und um eine Vielzahl von Straftaten wie Autodiebstahl, Körperverletzung oder Fahren ohne Führerschein. Im vorigen Sommer soll er seine sieben Jahre ältere Freundin Jessica unter Drohungen und Misshandlungen auf den Straßenstrich geschickt haben. Innerhalb von zwei Monaten soll er bei ihr 7000 Euro kassiert haben. Da war er 14 Jahre alt.

Seit fünf Monaten sitzt der Junge aus Wedding in Untersuchungshaft. Der Prozess läuft unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Viele Zeugen saßen vor dem Gerichtssaal. Unter ihnen auch Sozialarbeiter, die seit Jahren ihre Mühe mit Sven haben. Zu Hause gab es für ihn keine Liebe und Geborgenheit. Als Dreijähriger soll er ins Heim gekommen sein. Später büchste er immer wieder aus. Er war noch nicht strafmündig, als er raubte, schlug oder drohte. Geld verdiente er schließlich am Bahnhof Zoo als Strichjunge.

Dort hat Thomas den Angeklagten kennen gelernt. Das war im letzten April. Der 18-jährige Thomas knackte mit Sven einen BMW. „Aus Langeweile und einer Bierlaune heraus“, sagte der Zeuge am Rande des Prozesses. Sven sei einer, dem es immer nur ums Geld gegangen sei. „Der hat damit rumgeworfen“, sagt Thomas. Sven habe viel getrunken, öfter mal Autos geknackt und damit angegeben. „Der hatte eine große Klappe und viel gelogen.“ Und auf Schmuck sei Sven scharf gewesen. „Davon hatte der jede Menge.“

Thomas ist inzwischen weg von der Straße, arbeitet als Hilfsarbeiter auf dem Bau. Dass Sven eine Frau auf den Strich geschickt haben soll, kann er sich eigentlich nicht erklären. Aber er weiß, dass der Junge jede Menge auf dem Kerbholz hat. „Mit Reden ist da nichts mehr zu machen“, meinte Thomas. „Da hilft nur noch Haft.“ Am ersten Verhandlungstag soll sich Sven teilgeständig gezeigt haben. Für den Prozess sind zwei weitere Verhandlungstage bis zum 17. Februar vorgesehen.

Kerstin Gehrke

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