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Berlin: Mit 17 hinters Steuer – aber nur in Begleitung Erwachsener

Jugendliche dürfen ab 2006 eher den Führerschein machen Berlin und Brandenburg schließen sich bundesweitem Modellversuch an

In Berlin und Brandenburg können Jugendliche im nächsten Jahr bereits mit 17 Jahren den Autoführerschein machen. Allerdings dürfen sich die Fahranfänger ein Jahr lang nur dann ans Steuer setzen, wenn ein Erwachsener über 30 Jahre auf dem Beifahrersitz mitfährt. Eine entsprechende Gesetzesregel wollen beide Bundesländer bei einer gemeinsamen Sitzung am 13. Dezember in Potsdam beschließen, hieß es bei der Senatsverkehrsverwaltung. Der Vorstoß Berlins, sich dem bundesweiten Modellversuch „Begleitetes Fahren“ anzuschließen, stößt auf breite Zustimmung: Polizei und Fahrlehrerverband begrüßen die Initiative.

Das liegt an den positiven Erfahrungen anderer Bundesländer. Beispiel Niedersachsen: Hier greift die Fahrerlaubnisregel schon seit zwei Jahren. Dort haben Experten der Uni Kassel das zweite Probejahr, in dem die Jugendlichen dann ganz alleine fahren dürfen, ausgewertet: Demnach passierten den Teilnehmern des Modellversuchs vierzig Prozent weniger Unfälle als der Vergleichsgruppe der Jugendlichen, die mit 18 Jahren ganz normal die „Pappe“ erwarb. Die jüngeren Fahrer begingen zudem sogar 60 Prozent weniger Ordnungswidrigkeiten – ein „überraschend positives Ergebnis“, heißt es bei der Berliner Polizei.

„Wegen der Erfahrungen stimmen wir dem Versuch bis 2010 absolut zu“, sagt Rainer Paetsch, beim Stab des Polizeipräsidenten zuständig für Verkehrsangelegenheiten. Zumal ja schon jetzt 17-Jährige in dieser Stadt unterwegs seien – denn die überwiegende Mehrzahl der Bundesländer beteiligt sich bereits am Modellversuch. Dass auch Berlin und Brandenburg voraussichtlich ab 1. Februar Fahrer ab 17 ans Steuer lassen, freut auch Peter Glowalla, den Vorsitzenden des Berliner Fahrschullehrerverbandes. Raffe man die Theorie- und Praxis-Stunden, komme man auf gerade 14 Tage Ausbildung. „Bald lernen die Jugendlichen ein ganzes Jahr länger. Und hören hin, wenn der Begleiter sagt: Achtung, da kommt einer von rechts.“ Die Gefahr dadurch, dass einige Jugendliche im ersten Jahr doch den Motor allein starten, halten Fahrlehrer und Polizei für gering: In Niedersachen wurde nur vier der 20 000 Jungfahrer deshalb die Fahrerlaubnis entzogen.

In Berlin machen derzeit 40 000 junge Leute den Führerschein. Nach der Neuregelung werden nur rund 2000 Anfänger hinzukommen, schätzt Fahrlehrer-Chef Peter Glowalla. „In Berlin nutzen viele Jugendliche die BVG, und immer mehr können sich gar keinen Führerschein leisten.“ Der Modellversuch hat Glowalla zufolge indes auch ganz unerwartete positive Folgen. „Alle Familien berichteten, dass sich das Verhältnis enorm verbessert habe – weil man sonst nie so viel Zeit intensiv miteinander verbringe wie auf der Fahrt zum Einkauf oder zur Großmutter.“

Annette Kögel

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