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Auto des Anstoßes. Der Maserati der Treberhilfe Berlin. Foto: dpa

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Berlin: Mit allen Schikanen

Zeitgenossen mit automobiler Leidenschaft wissen: Mit dem Grundpreis ist es beim Kauf eines Neuwagens noch lange nicht getan. Für den Liebhaber ist das Fahrzeug ab Werk ohnehin „nackt“ – erst die Sonderausstattung macht es kleidsam.

Zeitgenossen mit automobiler Leidenschaft wissen: Mit dem Grundpreis ist es beim Kauf eines Neuwagens noch lange nicht getan. Für den Liebhaber ist das Fahrzeug ab Werk ohnehin „nackt“ – erst die Sonderausstattung macht es kleidsam. Der schwarze Maserati Quattroporte, einst Dienstfahrzeug der Treberhilfe, ist ein schönes Beispiel dafür: Mit einem Wert von 152 000 Euro stand der 2007 angeschaffte Sportwagen in den Büchern der gemeinnützigen Gesellschaft und war damit viel teurer, als bisher bekannt. Vor allem wegen seiner inneren Werte.

Da wären zunächst: die Parksensoren vorne und hinten, das Telefonsystem mit Freisprecheinrichtung, die Sitzheizung, das Schiebedach sowie die Komfortverglasung. Unerlässlich sind wohl auch das Telefonsystem mit Freisprecheinrichtung, das Klimapaket und der CD-Wechsler. Dass sich der Chef der Treberhilfe mit dem Maserati gerne auch vom Chauffeur durch die Stadt kutschieren ließ, ist bekannt. Nicht kommuniziert wurde bisher, dass die Treberhilfe deshalb auch für den Fonds des Luxuswagens eine Konzernlenkern würdige Ausstattung bestellte: ein zweites Mobiltelefon, Ablagetische, ein eigenes „Multimediasystem“ und eine Heizung für den Rücksitz. Dass der Komfort noch zu verbessern sei, fiel einige Wochen später auf – und das Versäumte wurde nachgerüstet: ein DVBT-Fernseh-Tuner mit Receiver und drahtlosen Funkkopfhörern zum Beispiel.

Ach ja, das Lenkrad, das wie der Schaltknauf „in Avorio“ ausgeführt war, bewährte sich nicht: Es wurde ersetzt durch den „Volante Guida Tangan“ für gut 2000 Euro inklusive Montage. Neue Reifen für die Leichtmetallfelgen, Marke Pirelli, kamen auch später noch hinzu. Damit das Fahrzeug dem Stil der gemeinnützigen Einrichtung gerecht wurde, feilten die Unternehmer auch an kleinsten Details: etwa den „Nähten“ des Leders in der Farbe eigener Wahl – 205 Euro.

Die Treberhilfe hatte verlauten lassen, der Maserati sei an den Verkäufer zurückgegeben worden. Für etwa 30 000 Euro, hieß es. Der Verkäufer ist ein Autohaus in Potsdam. Dort heißt es: „Der Wagen steht im Hof, aber er ist nicht verkäuflich.“ Andere Gerüchte besagen, der Wagen stehe wieder in der Garage der Treberhilfe-Villa am Schwielowsee, doch die ließen sich nicht bestätigen. Eine Anfrage bei der Treberhilfe blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

Aber Steuerexperten warnen: Sollte die Treberhilfe den Wagen tatsächlich für so wenig Geld wieder abgestoßen haben, dann könnten sich die Verantwortlichen mit dem Vorwurf der Untreue konfrontiert sehen. Denn in den Büchern der Treberhilfe stand der Wagen gut informierten Kreisen zufolge Ende 2009 noch mit geschätzten 80 000 Euro. Ein Verkauf weit unter dieser Summe sei allenfalls bei einer finanziellen Notlage oder Insolvenz zu rechtfertigen. Dass die hochprofitable Treberhilfe, die in den letzten Jahren Millionengewinne erwirtschaftete, ihre Rücklagen so schnell aufgezehrt haben könnte, ist bisher nicht bekannt. Ralf Schönball

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