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Berlin: Mit Andersen vom Lesen zum Leben

Märchentagewidmensich dem dänischen Erzähler

Dass Märchen eine Lebenshilfe sein können, weiß Fernsehmoderatorin Ulla Kock am Brink aus eigener Erfahrung. Als Achtjährige wollte sie sich unbedingt die Haare lang wachsen lassen, aber die Eltern bestanden auf Stoppelfrisur. Da habe ihr die Geschichte vom hässlichen Entlein „viel Trost gespendet und gezeigt, dass irgendwie auch die inneren Werte zählen“.

Ihre guten Erfahrungen will die Moderatorin nun weitergeben: Sie ist eine von 20 Prominenten, die bei den16. Berliner Märchentagen ihre Lieblingsgeschichten vorlesen. Insgesamt 1300 Veranstaltungen sind vom 3. bis zum 20. November geplant – ganz Berlin sei für diese Zeit im „Märchen-Rausch“, sagt Silke Fischer vom Veranstalter Märchenland.

Die meisten Lesungen finden in Bibliotheken statt, einige auch in der dänischen Botschaft in Tiergarten. Und das aus gutem Grund: Im Mittelpunkt der Reihe steht diesmal der dänische Märchenerzähler Hans Christian Andersen, der im April 200 Jahre alt geworden wäre. Leider wüssten viele Deutsche gar nicht, welche bekannten Märchen aus Andersens Feder stammten, sagt Silke Fischer. „,Die Prinzessin auf der Erbse’, ,Des Kaisers neue Kleider’, das alles wird oft den Gebrüdern Grimm zugerechnet.“ Und natürlich die Geschichte vom hässlichen Entlein. Der Stadt Berlin sei Andersen übrigens immer sehr verbunden gewesen, weil hier seine ersten Märchen ins Deutsche übersetzt wurden. „Berlin war also ganz wichtig für seine Karriere.“

Noch wichtiger seien die Märchen für die heutige deutsche Gesellschaft: Nach Pisa könne von einem Land der Dichter und Denker schließlich keine Rede mehr sein. Da müsse durch mehr Literatur gegengesteuert werden, und Märchen seien dafür die „ideale Einstiegsdroge“. Uwe-Karsten Heye, ehemaliger Regierungssprecher und Vorsitzender der Aktion „Gesicht zeigen!“, hält Märchen sogar für eine Waffe im Kampf gegen Rassismus. Seine Initiative beteiligt sich wie in den Vorjahren an den Märchentagen und hat sich darum bemüht, dass Prominente wie Ulla Kock am Brink, Sandra Maischberger und Moderatorin Kim Fisher vorlesen. Wer einmal einem überzeugten jugendlichen Neonazi gegenübergesessen habe, komme schnell zu dem Schluss, dass man Kindern möglichst früh die Angst vor dem Fremden nehmen soll. Die Geschichten aus 1001 Nacht seien ein gutes Beispiel: „Da lernen die Kinder, dass fremde Kulturen bereichern.“

Gegenüber den Vorjahren gibt es diesmal eine Neuerung: Zu Beginn der Tage wird die „Goldene Erbse“ für besonderen Einsatz für Märchen verliehen. Ein Preis gehe an Klaus Wowereit, sagt Veranstalterin Fischer. Aber nicht, weil der Regierende „so gute Märchen erzählt, sondern weil er uns in den letzten Jahren immer unterstützt hat“.

Das Programm der Märchentage gibt es unter www.berliner-maerchentage.de.

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