zum Hauptinhalt

Berlin: Mit dem „Band der Einheit“ zum Schloss

Zur Finanzierung des Wiederaufbaus gibt es einen neuenVorschlag: gesponserte Gehwegplatten

Wer soll das Schloss bezahlen? Woher kommt die geschätzte Milliarde Euro? „Von Sponsoren!“, sagt ein Berliner und rechnet vor, dass den Steuerzahler das Gebäude keinen Cent kostet. Das „Geheimnis“? Ein „Band der Einheit“. Als Bürger-Steig, wie es noch keinen gab…

Den Höhepunkt seiner Idee hat Jürgen Eberhardt, Diplom-Betriebswirt aus Friedrichsfelde, schon mal auf ein DINA-4-Blatt geträumt: Links steht ein bärtiger Herr mit Schlips und Kragen (das soll der Bundestagspräsident Thierse sein), rechts er selbst und im Hintergrund das wiederaufgebaute Stadtschloss. Es ist der 3. Oktober 2015. Und der Schloss-Finanzier sagt feierlich: „Sehr geehrter Herr Bundestagspräsident! Hiermit erhalten Sie und damit das deutsche Volk das wiederaufgebaute Berliner Stadtschloss als Geschenk. Es hat den Steuerzahler keinen Cent gekostet, weil es zu hundert Prozent von Sponsoren finanziert wurde.“

Ist der Mann ein Zauberer? Hat ihn der Größenwahn gepackt? Will er die Idee, das Schloss bei klammen Staatskassen ausschließlich mit Spenden zu finanzieren, ad absurdum führen? Jürgen Eberhardt, der 54-jährige Kaufmann aus der Mellenseestraße, ermutigt seit vielen Jahren mit Erfolg private Sponsoren für ein soziales Engagement – sie finanzieren Kleinbusse für karitative Einrichtungen. „Ich habe in den letzten Jahren 2000 Sponsoren gewonnen und mit 7000 Firmenchefs zu tun gehabt. Ihre Bereitschaft, bei meinem Plan mitzumachen, ist, glaube ich, groß.“

Die Idee ist geradezu simpel: Der Schloss-Aufbau, der durch Spenden allein nie zu realisieren wäre, wird ausschließlich von Sponsoren finanziert. Dem Steuerzahler bleiben so die Kosten von zirka einer Milliarde Euro erspart. „Der Bund bekommt das Schloss gewissermaßen als Geschenk und ist damit völlig frei in seiner Entscheidung über die Nutzung.“ Eine „optimale Lösung“ nennt dies der Initiator und erläutert, was es mit seiner „neuen, weltweit einmaligen Attraktion“ auf sich hat, die dem Finanzierungskonzept zugrunde liegt. Gemeint ist ein „Band der Einheit“, Jürgen Eberhardt nennt es so. „Es beginnt am Schlossplatz und verläuft entlang den Gehwegen über die Linden und die Straße des 17. Juni Richtung Westen, über Karl-Liebknecht-Straße, Alex, Karl-Marx- und Frankfurter Allee nach Osten.

Dieses Band besteht aus Metallplatten aus Messing oder Bronze, auf denen das Stadtschloss sowie auf Wunsch des Sponsors dessen Name und Adresse oder ein Firmenlogo angebracht sind.“ Für eine Platte mit den Maßen 50 x 50 Zentimeter zahlt der Sponsor 5000 Euro. Ein Kilometer „Einheitsband“ auf beiden Straßenseiten entspräche bei zwölf Platten je laufendem Meter (auf drei Metern Breite) dem Betrag von 120 Millionen Euro, man müsste also acht Kilometer Bürger-Steig-Platten verlegen, um etwa auf die Summe von einer Milliarde zu kommen.

In einem Brief an Bundespräsident Köhler preist Eberhardt sein Metallband in den höchsten Tönen: „Sponsoren aus Deutschland können sich mit ihrer Hauptstadt bildhaft und dauerhaft (mindestens auf Jahrzehnte hinaus) stärker identifizieren. Belegschaften und Einzelpersonen werden gezielt und persönlich „ihre“ attraktiv gestaltete Schlossplatte aufsuchen, das persönliche Denkmal fotografieren und zu Hause davon erzählen. Eine ganz neue Form des Tourismus nach Berlin kann daraus entstehen. Anstelle des Palasts der Republik entsteht so ein „Schloss des Volkes“. Dort könnte der Bundespräsident sitzen oder die EU-Zentrale, Besucher und Gäste aus Deutschland und der ganzen Welt sollten im Schloss ein in Deutschland einmaliges gastronomisches Angebot vorfinden, und zwar so, wie es über Jahrhunderte traditionell in den verschiedenen Regionen entwickelt wurde. Wer ins Schloss kommt, muss also das Einheitsband passieren, kann tausende von Namen lesen oder auch nicht. Besonders abends, schwärmt Jürgen Eberhardt, hüllen schöne Leuchten das Bronzeband in edles Licht – er sieht das schon vor sich, wie ein Erfinder. „Ob Staatsgast, Bürger oder Tourist“, heißt es abschließend im Brief an Dr. Köhler, „wer im Berliner Schloss war, muss davon begeistert sein, er muss unbedingt wiederkommen wollen, es muss einmalig schön gewesen sein im ersten Haus Deutschlands.“

Die Antwort des Bundespräsidenten steht noch aus.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false