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Berlin: Mit dem Fahrrad ins Stadion

Senat lässt Studie zur Verkehrsentlastung erstellen – und hofft auf viele dauerhafte Umsteiger

Weniges rund um die Fußball-Weltmeisterschaft zeichnet sich bereits so deutlich ab wie das Verkehrsproblem, wenn Fans und VIPs die Straßen für sich beanspruchen. Der Autofahrerclub ADAC rechnet mit Dauer-Chaos und sähe die Fanmeile am liebsten auf der Entlastungsstraße, um die Straße des 17. Juni für die Autos frei zu halten. Zwei Drittel der Autofahrten seien unvermeidlich, sagt Clubsprecher Jörg Becker. Auch Busse und Bahnen könnten den Ansturm nicht bewältigen.

Zur Lösung des Problems will der Senat auch auf das Rad setzen und lässt derzeit eine Studie zur „Verkehrsentlastung durch Fahrradförderung bei der Fußball-WM“ erstellen. Ulrike Saade vom Büro „Velokonzept“ leitet das Projekt. Nächste Woche will sie ihre Vorschläge der Verwaltung präsentieren.

Würden nur zehn Prozent der Autofahrer während der WM aufs Fahrrad umsteigen, wären nach Ansicht der Planerin die meisten Verkehrsprobleme hinfällig. Es gehe nicht darum, „dass die Brasilianer vom Flughafen zum Olympiastadion radeln sollen“, sondern um Fans und Touristen, die ein WM-Fahrradstadtplan mit Informationen rund um Radverkehr und Fußball versorgen soll, etwa zu bewachten Abstellplätzen für Fahrräder.

Finanziert werden soll der Radler-Stadtpplan von Sponsoren. Mehrere Fahrradhersteller und Krankenkassen hätten bereits Interesse angedeutet, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschlands (BUND) würde die Kartengrundlage liefern. Ulrike Saade hofft, dass der Plan in hunderttausendfacher Auflage überall verteilt wird – „am liebsten mit einem kleinen Geschenk dazu, Fahrrad-Gummibärchen etwa“. Die Stiftung Naturschutz habe 160 Helfer zugesagt, die S-Bahn wolle offensiv um Radler werben. Bildungsträger seien bereit, Schüler aus berufsvorbereitenden Lehrgängen zu schulen und für kleine Reparaturen ausschwärmen zu lassen. Und Karstadt-Sport wolle 150 zusätzliche Mieträder anbieten, so dass stadtweit mindestens 3000 Fahrräder zum Ausleih bereitstehen.

Wer genau welchen Beitrag leisten wird, ist noch offen. Aber die Notwendigkeit einer solchen Aktion hätten inzwischen alle Gesprächspartner erkannt, sagt Saade. Die BVG sieht sich für den Andrang zur WM gerüstet – auch für mitreisende Radler. „Wir fürchten uns nicht“, sagt Sprecherin Petra Reetz. Die Praxis werde den Ansturm regeln, der sich in den neuen, durchgehenden Zügen ohnehin verteile.

Der Senat wünscht sich einen dauerhaften Imagegewinn fürs Rad – so steht es jedenfalls in dem Auftrag zur Studie. Wenn die Leute erst einmal wüssten, dass schicke Retro-Fahrräder heutzutage keine Retro-Bremsen mehr hätten und dass man dank neuartiger Kettenverkleidungen auch ohne peinliche Hosenbeinklammer auskommt, würden sie auch nach der WM weiter radeln, hofft auch Ulrike Saade.

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