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Berlin: Mit der BVG zu spät zum Unterricht

Eltern klagen über rappelvolle Busse, die Schüler an der Haltestelle einfach stehen und warten lassen

Die BVG beeinflusst jetzt sogar die Zeugnisse von Schülern. Weil der Verkehrsbetrieb nicht in der Lage ist, Schüler überall pünktlich zum Unterricht zu bringen, erhalten die Zuspätkommer – ohne eigenes Verschulden – entsprechende Vermerke auf dem Zeugnis. Die BVG hat auf den meisten Linien zusätzliche Fahrten in den Stoßzeiten gestrichen, zudem sind zunehmend nur noch kleinere Busse im Einsatz, die schnell rappelvoll sind. An Haltestellen fahren sie dann einfach vorbei, und die wartenden Schüler bleiben zurück.

Beispiel Gustav-Heinemann-Gesamtschule in Marienfelde. Die Schule hat wegen ihres guten Rufes ein großes Einzugsgebiet. Die 1200 Schüler kommen nicht nur aus dem Umfeld. Wer aber bereits am S-Bahnhof Marienfelde in einen Bus der Linie 177 steigen will, um mit ihm bis zur Schule an der Waldsassener Straße zu fahren, erlebt nach Angaben des Vorsitzenden der Gesamtelternvertretung, Heino Henke, dass der Bus entweder schon weg ist oder verspätet ankommt. Pünktlich sei er selten.

Voll besetzt gehe es dann in der Regel weiter. Wer später einsteigen wolle, habe dann oft Pech, denn der Bus, in den niemand mehr hineinpasse, fahre dann einfach an den meisten Haltestellen ohne Stopp vorbei. So sehen es die Vorschriften bei übervollen Fahrzeugen auch vor.

Früher hatte die BVG auch auf dieser Strecke Doppeldecker-Busse eingesetzt, in die rund 100 Fahrgäste passen. Heute fahren dort – und auf zahlreichen anderen einstigen Doppeldecker-Strecken – nur noch kurze Eindecker, in die sich rund 70 Fahrgäste drängen können. Jahrelang hatte die BVG auf den Kauf neuer Doppeldecker verzichtet; sie waren ihr zu teuer. Erst im vergangenen Jahr gab es eine neue Bestellung für 101 Fahrzeuge. Der Prototyp soll im Sommer geliefert werden. Beschwerden der Elternvertreter an die BVG haben nach Henkes Angaben bisher nichts geändert. Man habe ihm lediglich mitgeteilt, dass die BVG sparen müsse. Er solle sich doch lieber an den Finanzsenator halten.

In Tempelhof-Schöneberg haben jetzt die Grünen eine Initiative für pünktliche Fahrten zur Schule gestartet. Es könne nicht sein, dass Schüler bereits fast eine Stunde früher aufbrechen müssen als eigentlich erforderlich, um einen Bus zu erreichen, sagte Martina Rede von den Grünen. Das fahrgastunfreundliche Verhalten der BVG könne nicht länger akzeptiert werden. Die meisten Schüler seien auf die BVG angewiesen. Sie seien aber auch meist Zeitkarteninhaber und damit verlässliche Zahler, die einen Anspruch hätten, mitgenommen zu werden. Einige Eltern brächten ihre Kinder bereits mit dem Auto zur Schule; Schüler seien zudem zum Teil auch im Winter aufs Rad umgestiegen.

Die BVG setzt nach Angaben ihres Sprechers Detlef Untermann in den Spitzenzeiten so viele Fahrzeuge wie möglich ein. Verstärkungen seien aber nur mit weiteren Fahrzeugen möglich, die dann eine oder zwei Stunden im Einsatz seien, die anderen 22 oder 23 Stunden aber nicht benötigt würden. Dies könne sich die BVG jedoch nicht leisten, weil es unwirtschaftlich sei. Stelle man Engpässe fest, versuche man, größere Fahrzeuge einzusetzen. Immerhin hat die BVG gestern 36 neue Gelenkbusse erhalten, die 158 Fahrgäste aufnehmen können.

Spannend wird jetzt, wo sie eingesetzt werden. Matthias Horth vom Fahrgastverband IGEB wirft der BVG hier reine Willkür vor. So seien oft auch auf der klassischen Doppeldeckerstrecke der Linie 148 von Zehlendorf zum Alexanderplatz kleine Eindecker unterwegs, die schnell überfüllt seien.

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