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Berlin: Mit der Einkaufstüte unterwegs bis in die Nacht

Gropius-Passagen voll wie selten In Waltersdorf blieb es ruhiger

„Da kriegste ja die Krise“, kommentierte ein Mädchen gestern Abend das Gedränge beim so genannten Mitternachtsshopping in den Neuköllner Gropius-Passagen. „Das absolute Chaos“ meldete ein junger Mann per Handy an Bekannte. Stundenlang kam es zu Staus in der Johannisthaler Chaussee, und das Center schien überfüllt. Für die Händler, die zum ersten Mal in diesem Jahr bis 24 Uhr verkauften, war das natürlich kein Grund zur Klage. Über einen „Wahnsinnserfolg“ freute sich Kaufhof-Geschäftsführer Armin Devender. Der Umsatz liege um „mindestens 60 bis 70 Prozent über einem Weihnachts-Sonnabend“. Allein in seinem Haus rechnete Devender mit 23 000 Besuchern.

„Es ist heute voller als in der Adventszeit“, bestätigte Karen Hering von der Boutique „Springfield“. Doch was treibt die Kunden kurz nach Weihnachten schon wieder massenweise zum Einkauf? „Heute habe ich endlich Zeit, mich umzusehen“, sagte die Industrieangestellte Ines Baggisch aus Adlershof. Außerdem habe sie in der Radiowerbung von hohen Rabatten gehört. Vor allem „zum Umtausch eines Geschenks“ war ein Kreuzberger gekommen. Im Kaufhof wurden zahlreiche Geschenkgutscheine eingelöst. Zum Ansturm trug wohl auch bei, dass „viele Leute wegen der Ferien noch frei haben“, wie der Kaufhaus-Chef vermutete.

Ganz anders sah es aber im brandenburgischen Waltersdorf aus, wo Möbel Höffner und andere Großmärkte bis 20 Uhr verkauften. Das Möbelhaus wirkte schon vor 18 Uhr nur schwach besucht. Auskünfte gab das Personal nicht, weil die Geschäftsführung nicht anwesend war. Im Media Markt hielt sich das Kundeninteresse ebenfalls in Grenzen. Ikea und Vobis schlossen bereits kurz nach 16 Uhr. So verfuhr auch die Spielzeugkette Toys ’R’ Us. „Es lohnt sich nicht“, meinte der Filialleiter um 16 Uhr und wartete nur noch, „bis die letzten Kunden raus sind“. Im November habe es auch in Waltersdorf einen Mitternachtsverkauf gegeben, doch habe damals nur Ikea viele Käufer angelockt.

Das Ladenschlussgesetz wurde am Sonnabend weit ausgelegt. In Waltersdorf blieb rätselhaft, warum die Läden länger öffnen durften. Weil es sich um keinen generellen „langen Sonnabend“ handelte, wäre ein Straßenfest nötig gewesen – das es aber nicht gab. Die Gropius-Passagen bekamen die Erlaubnis wegen eines Neujahrsfests. Es war allerdings nur ansatzweise ein Straßenfest. Im Atrium gab es Livemusik und Zelte für Wahrsagerei, Handlesen und Kartenlegen.

Bis zum nächsten Sonderverkauf müssen die Berliner nicht lange warten. Am 19. Januar dürfen stadtweit alle Händler wegen der Internationalen Grünen Woche sonntags öffnen. Diese Chance wollen auch die Gropius-Passagen nutzen.

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