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Berlin: Mit der schrägen Hymne begann der Umzug "Deutschlands Fest"

Alle 16 Bundesländer präsentierten sich zwischen Siegessäule und AlexanderplatzVON LOTHAR HEINKE BERLIN.Der Tag der Deutschen Einheit brachte trotz kühler und regnerischer Witterung halb Berlin auf die Beine.

Alle 16 Bundesländer präsentierten sich zwischen Siegessäule und AlexanderplatzVON LOTHAR HEINKE BERLIN.Der Tag der Deutschen Einheit brachte trotz kühler und regnerischer Witterung halb Berlin auf die Beine.Fast tausend Gäste trafen sich zum siebenten Bürgerfest im Rathaus.Ein ständiges Kommen und Gehen herrschte bei der "Werkstatt Deutschland" im Schauspielhaus.Und noch mehr begeisterte Zuschauer als im Vorjahr, wo 250000 die Straße des 17.Juni und die "Linden" säumten, verfolgten den Umzug. "Deutschlands Fest" wurde gespielt, marschiert, getanzt, geblasen, gesungen, getrommelt und gepfiffen: Schon lange vor dem Start hatten sich auf der Strecke zwischen der Siegessäule und dem Alexanderplatz unzählige Schaulustige eingefunden.Ihr Beifall galt, kaum hatte die Hamburger Street-Show-Band "Tä-Tä-Rä" das Fest mit einem schräg verjazzten Deutschlandlied eröffnet, zahlreichen der 53 Festwagen, 38 Musikgruppen, 63 Pferden, zwei feuerspeienden Drachen und einem Dinosaurier.Historie und Gegenwart mischten sich zu einem farbenfrohen Bild, jedes Land versuchte sich so originell wie möglich zu präsentieren.Brandenburg an der Spitze des Zuges hatte die Sänger von Finsterwalde, Werders Obstwein, Babelsberger Filmgestalten, das mit über 13 Metern längste Tretauto der Welt, Bernauer Hussitenfestspiele, Sorbentrachten und Spreewälder Butterfrauen, Korbflechter sowie, natürlich, Gurken zu bieten, zudem eine Trachtengruppe aus Harfsen, der niederländischen Partnerstadt von Potsdam.So ging das munter fort, locker und lustig, von Land zu Land, von Bayern bis Schleswig-Holstein - bis zum Abschluß durch die Gastgeber mit ihrem getanzten Karnevals-Kulturenmix plus Friedrichstadt-Palast-Tänzern, Schöneberger Sängerknaben, Staakener Musikverein und Bundeswehr-Bigband.Das ganze Berliner Allerlei wurde vom ZDF übertragen, und man hört, daß sich andere Sender lebhaft um die Rechte für künftige Livesendungen bemühen. Die Berliner Prominenz auf der Tribüne am Pariser Platz wurde lebhaft beneidet, als die Schülermannschaft von Schalke 04 signierte Bälle der echten "Knappen" ins Publikum schoß.Im Zug von Rheinland-Pfalz marschierte die Big Band der US Air Force, und genau vor dem Regierenden Bürgermeister und seiner Mannschaft legten die Damen und Herren an Saxophon und Trompete los: "In the mood" fuhr in die Beine, ließ die Schultern zucken und die Fußspitzen wippen.Innensenator Jörg Schönbohm fand den Umzug unverkramft und lustig, schon der Ort, die Straße und der Weg durchs Tor seien toll und symbolisch: "Das Tor ist offen und wir 16 Länder sind ein Land und niemand erkennt hier Unterschiede zwischen Ost und West - alles ist fröhlich".Der Umzug führt uns Gemeinsamkeit vor, und "Berlin präsentiert sich als Hauptstadt des föderalen Systems in unserem Land".Begeistert davon, was aus dem vor Jahren ziemlich improvisiert wirkenden Umzug geworden ist, zeigt sich auch Klaus Zumwinkel, Vorstandschef der Deutschen Post AG, die als Hauptsponsor dafür sorgt, daß das Fest keine öffentlichen Gelder beansprucht: "Die Berliner sind hier ein tolles Publikum, und sie sehen: Wir sind wirklich die Hauptstadt".Und da der Umzug hier genau an der richtigen Stelle ist, soll er sich einbürgern: "Es wird bald das populärste Fest an diesem 3.Oktober sein". Im Lustgarten begann am Nachmittag ein Volksfest, das bis Sonntag dauert, und im Rathaus erlebten 1000 Berliner beim Bürgerfest den Höhepunkt: Eberhard Diepgen beim Anschnitt einer riesigen Torte.

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