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Berlin: Mit der Sprühdose durchs Dunkel Trotz BVG: Graffiti-Doku kommt wieder ins Kino

Es war für die Filmemacher Björn Birg und Henrik Regel ein Sieg, aber er hat viel Nerven gekostet. „Unlike You – Trainwriting in Berlin“, ein Berliner Dokumentarfilm über Graffiti auf Zügen, darf nach fast einem Jahr wieder gezeigt und verkauft werden.

Es war für die Filmemacher Björn Birg und Henrik Regel ein Sieg, aber er hat viel Nerven gekostet. „Unlike You – Trainwriting in Berlin“, ein Berliner Dokumentarfilm über Graffiti auf Zügen, darf nach fast einem Jahr wieder gezeigt und verkauft werden. Dies hatte die BVG juristisch zu verhindern versucht, scheiterte aber im Oktober 2012 in zweiter Instanz vor dem Kammergericht. Beim BGH legten die Verkehrsbetriebe keinen Einspruch ein, damit ist das Urteil rechtskräftig. Nach dem Rechtsstreit wird der Film jetzt zum ersten Mal wieder öffentlich gezeigt.

Während die BVG in den illegal gefilmten Sprühaktionen in U-Bahn-Schächten eine Verletzung ihres Eigentumsrechts sah, folgte das Kammergericht dem Standpunkt der Filmemacher und stellte fest, dass auch die Verbreitung rechtswidrig erlangter Information in den Schutzbereich der Pressefreiheit falle. Die Filmemacher sprechen von einem Sieg für die Kunst. In juristischen Fachblogs wurde das Urteil interessiert aufgenommen, da es das umstrittene Schlösser-Urteil des BGH abmildert. Dieses besagt, dass kommerziell genutzte Aufnahmen vom Eigentümer des Gebäudes genehmigt werden müssen, beispielsweise wenn ein Fotograf Postkarten des Schlosses Sanssouci verkaufen möchte. Die BVG wollte anhand dieses Urteils den Film „Unlike You“ verbieten lassen, was das Kammergericht verhinderte. Es erkannte vielmehr, dass ein öffentliches Interesse an den Bildern bestünde. Das Phänomen Trainwriting werde in dem Film objektiv und kritisch bewertet, urteilte das Gericht.

Wenngleich „Unlike You“ die Sprache der Sprüherszene spricht, verherrlicht der Film nicht ihre Taten. So wird beispielsweise der Fall Ruzd thematisiert. Der Sprüher nahm sich 2002 das Leben, weil er wegen der illegalen Aktivitäten in der Nacht die Kontrolle über sein Leben verloren hatte. Ruzd sprang vor einen Zug. Martin Hildebrandt

Mittwoch, 20 Uhr, im Kino Babylon, Rosa-Luxemburg-Str. 30

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