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Berlin: Mit eingebauter Brötchenklappe

Vor 50 Jahren feierte das Corbusierhaus in Charlottenburg Eröffnung – als „Stadt in der Stadt“

Ein Haus, das seinen Mietern nicht nur Wohnungen, sondern auch die Dinge des täglichen Bedarfs bieten wollte – das war 1958 noch eine Sensation. „Wir hatten hier alles, es war eine Stadt für sich“, sagt Renate Schulz, die bis heute im Corbusierhaus an der Charlottenburger Flatowallee nahe dem Olympiastadion lebt. Die 75-Jährige gehörte zu den ersten Bewohnern des zur „Interbau“ entstandenen Hauses des berühmten französischen Architekten Le Corbusier. Es bot eine Ladenzeile mit Post, Bäckerei, Drogerie, Fleischer, Nähstube und weiteren Geschäften. Neben jeder Wohnungstür gab es sogar eine Brötchenklappe, in die der Bäcker frische Brötchen legen sollte „Aber das passierte nur einmal zur Eröffnung“, erinnert sich die 75-Jährige.

Heute gibt es im 17-stöckigen Hochhaus mit 530 Appartements und rund 1300 Bewohnern nur noch einen Kiosk – die Nachbarn scheinen dennoch zufrieden. Das zeigte sich am Montag bei der Vorstellung des Jubiläumsprogramms „50 Jahre Corbusierhaus“. Anlässlich des „Tages des offenen Denkmals“ gibt es am Wochenende viele Veranstaltungen (siehe Kasten). Zudem erscheinen ein Bildband mit neuen Fotos, ein Ausstellungskatalog und eine erweiterte Neuausgabe der Interbau-Broschüre von 1957.

Für das Landesdenkmalamt ist das Gebäude, das einst „Unité d’habitation – Typ Berlin“ hieß, ein „Schlüsselzeugnis der europäischen Architekturgeschichte im 20. Jahrhundert“. Ursprünglich wurden Sozialwohnungen gebaut, doch Ende der 70er Jahre erwarb die Firma Bendzko das Haus und wandelte alles in Eigentum um. Später wurde für das Haus Insolvenz angemeldet, nun gehört es den verschiedenen Wohnungseignern. Die Eigentümergemeinschaft schätzt, dass zwei Drittel der Appartements von den Besitzern genutzt werden, der Rest ist vermietet. Zu den Besonderheiten des berühmten Betonbaus zählen die bunte Fassade, die langen Flure – die „Straßen“ heißen – und die zahlreichen Maisonette-Wohnungen. Hermann Josef Pohlmann arbeitet für die Stadtentwicklungsverwaltung und lebt im Corbusier-Haus. An dem Jubilar schätzt er drei Dinge ganz besonders: Das „normale Preisniveau“ bei Vermietungen, die „tolle Lage“ im Grünen und die gute Verkehrsanbindung.

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