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Berlin: Mit Essen spielt man doch

Im Messekindergarten sollen Kinder lernen, was Leben auf dem Land bedeutet. Zwischen basteln und spielen gehen sie Hühner und Ponys gucken

Essen, Essen, Geräte - viel gibt es auf der Grünen Woche für ihn ja nicht zu sehen. In Halle 3.2, zwischen Wasserbüffeln, Salatbeeten und McDonald’s, ist das etwas anders. Aber Philip, 4 Jahre alt, ist noch nicht überzeugt, dass er hier bleiben und seine Eltern ziehen lassen wird.

„Wir gehen dann gleich mal zu den Tieren“, sagt Janina Rahders und Philip nickt. Janina Rahders ist 24 und eine von fünfzehn Wirtschafterinnen der Albrecht-Thaer-Berufsschule aus Celle, die den Messekindergarten betreiben. Zwei Lehrerinnen führen die Aufsicht. Eine von ihnen sagt: „Viele Kinder, die zu uns kommen, haben noch nie echte Kühe oder Schweine oder Ponys gesehen.“ Deswegen machen die Messe-Kindergärtnerinnen Rundgänge mit ihnen durch die Halle 3.2, in der auch der Erlebnisbauernhof ist. Sie sollen anfassen, begreifen. Eine kleine Gruppe ist gerade zum Hühnergatter gegangen, weil das Pony, gleich gegenüber dem Kindergarten, bockt und anderes im Sinn hat, als sich streicheln zu lassen.

Die Information Medien Agrar (IMA) bezahlt den Kindergarten. Nicht ganz zufällig, denn die Kunden von morgen sollen sehen, was die Landwirtschaft von heute ist. Lena braucht das nicht. Sie ist sechs, geht in die erste Klasse. Dass es in der Halle ziemlich nach Bauernhof riecht, muss ihr keiner erklären. So’n Stadtkind ist sie nicht. Ihre Oma hat nämlich ’nen Bauernhof und außerdem kann sie reiten. So, das wäre also geklärt. Übrigens hat sie gerade keine Lust auf Tiere. Sie ist im Kindergarten geblieben, wo sie an einem großen Tisch zeichnet. Eines ihrer Schafe malt sie mit einem schwarzen Stift aus. „Man braucht viel schwarze Wolle“, sagt sie.

Auch dafür, dass das Messegeschäft läuft, ist der Kindergarten da. Lenas Eltern haben einen Sektstand, sie wird jeden Tag im Kindergarten sein, bis die Messe zu Ende ist. Der Vater bringt sie morgens um neun, wenn der Kindergarten öffnet, und holt sie abends um sechs, wenn er schließt. Etwa zehn andere Kinder sind wie Lena hier Stammgäste. Die meisten anderen, wie Philip oder die wuselige Emilie mit den zausigen Haaren sind hier, weil ihre Eltern mal in Ruhe einen Kaffee trinken oder eine Runde durch die anderen Hallen drehen und was kaufen wollen. Kinder sieht man dort kaum.

Marc Neller

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