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Berlin: Mit Flügeln zum Erfolg

20 Jahre nach der Premiere kommt „Der Himmel über Berlin“ wieder ins Kino

Gegen Kalte Krieger ist selbst eine Friedensgöttin machtlos. Gerne hätte die grüne Dame Eirene, seit Jahrhunderten einsame Wagenlenkerin auf dem Brandenburger Tor, ein paar Engel zur Gesellschaft gehabt. Aber wahrscheinlich hat sie nie wirklich geglaubt, dass West-Regisseur Wim Wenders mit seinen verwegenen Wünschen bei den versteinerten Ost-Oberen Gehör finden könnte. Ein fertiges Drehbuch hatte er zwar nicht zu bieten, aber eine Filmidee: Berlin als eine von himmlischen Immigranten bevölkerte Stadt zu zeigen, denen Mauern bekanntlich nichts bedeuten. Ihre Wohnung sollten die Symbolwesen im symbolträchtigsten Bauwerk der Stadt finden: im Brandenburger Tor, auf dem Boden des real existierenden Sozialismus also, dem die Mauer doch alles bedeutete. Klar, dass Wenders keine Drehgenehmigung bekam – und seine beiden Engel Damiel und Cassiel in die nahe Staatsbibliothek ausweichen mussten.

Mochte die Kunst mit dieser Vorwegnahme der Maueröffnung noch gescheitert sein – die Premiere von „Der Himmel über Berlin“ vor 20 Jahren auf dem Festival in Cannes wurde doch ein rauschender, vom Regiepreis gekrönter Triumph. Anlässlich des Jubiläums kommt „Der Himmel über Berlin“ in dieser Woche erneut ins Kino – samt Premiere in der Stadt, die als einer der Hauptdarsteller gelten kann. Am 2. Mai, 20 Uhr, wird dazu ins Kino in der Kulturbrauerei gebeten, mit geladenen Gästen und zahlenden: Es gibt noch Karten.

Selbstverständlich wird Wim Wenders über den roten Teppich schreiten, ebenso Bruno Ganz, der mit dem Engel Damiel und dem Teufel Hitler im „Untergang“ die gesamte Spannbreite zwischen Gut und Böse ausgemessen hat. Auch Otto Sander, sein Engelfreund Cassiel, ist wieder zur Stelle, dazu ein gutes Dutzend weiterer Mitglieder des alten Teams. Nur Damiels Filmgefährtin Marion alias Solveig Dommartin kann nicht mehr dabei sein, sie starb Anfang des Jahres in Paris an einem Herzinfarkt. Und auch Curt Bois, im Film der Dichter Homer, lebt nicht mehr.

„Eine Art Filmgedicht“ – so hat Wenders sein Engelswerk einmal beschrieben. Acht Jahre hatte er zuvor in den USA gelebt und wollte „mit diesem Film mein Heimatland, vor allem aber auch meine Sprache wiederentdecken“. Ein festes Drehbuch gab es nicht, nur einige lose verbundene Szenenskizzen und von Peter Handke geschriebene Monologe. „Oft wussten wir am Vorabend nicht, was wir am nächsten Tag drehen würden.“ Nach Cannes fuhr Wenders dann „mit der ersten, noch feuchten Kopie“, überzeugt, dass man ihn in der Luft zerreißen würde. Es kam anders: „Der Himmel über Berlin“ wurde zum – neben „Paris, Texas“ – erfolgreichsten Film für Wenders. Und noch einmal ließ er seine Engel Berlin besuchen, drehte 1993 „In weiter Ferne, so nah!“ – endlich mit dem Drehort Brandenburger Tor.

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