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Berlin: Mit größter Liebesmüh

Im Büro der Loveparade rotieren die Mitarbeiter. Morgen tanzt der Tiergarten

Mensch, der DJ heißt Louis Osbourne, nicht Osborn. Er ist doch der Sohn des berühmten Gruselrockers. Und jetzt haben sich ausgerechnet auf seinem DJ-Pass zwei Rechtschreibfehler eingeschlichen. Klarer Fall: Die Plastikkarte wird nochmal gedruckt.

Morgen geht die Party endlich los. Monatelang hat das neue Team der Loveparade auf den Tag hingearbeitet, oben im vierten Stock des Kreuzberger Bürohauses. Kurz vor dem Umzug ist es besonders stressig – weil jetzt nichts mehr schief gehen darf. Es sieht aus, als hätten die Mitarbeiter alles im Griff: Alexander Bohnsack kümmert sich um die Presseanfragen und Interviewwünsche, mit dem Ende der WM sind es noch einmal deutlich mehr geworden. Gleichzeitig muss er die letzten Bitten, doch noch einen Platz auf einem der Wagen zu bekommen, abschlagen – alle Plätze sind bereits vergeben oder verlost. „Manche bieten auch Geld oder wollen uns am Telefon zu Tränen rühren“, sagt er. Er kann nichts für sie tun. Kollege Luca hängt ständig am Telefon. Weil er Kontakt zu den Wagenbetreibern und Künstlern hält. Bis jetzt hat sich niemand krank gemeldet, alle Flüge sind gebucht. Manche DJs reisen aus Chile, Singapur oder Australien an. „Man kann nicht ausschließen, dass am Ende doch einer sein Flugzeug verpasst.“ Aber darauf hat Luca keinen Einfluss, hier im Büro in Kreuzberg. In einem Eckraum den Gang runter sitzt Olaf Pfeffer. Er ist Produktionsleiter des Umzugs. Das heißt: Er passt auf, dass alle 40 Wagen – das ist neu – beim Startschuss um 14 Uhr gleichmäßig über die Strecke verteilt sind. Und es auch bleiben. Jeder Wagen soll alle 3,6 Sekunden einen Meter zurücklegen. Und wenn möglich nach beiden Seiten knapp 100 Meter zum nächsten Wagen Abstand halten.

Weil die Streckenabschnitte westlich und östlich des Großen Sterns dieses Jahr erstmals verschieden lang sind, hat sich Pfeffer ein kompliziertes System ausgedacht, nach dem die Wagen rollen sollen. So dass am Ende des Umzugs von beiden Seiten gleich viele Trucks auf die Siegessäule zufahren. „Wagenballett“ nennt er seine Gesamtkomposition, und dank eines selbst geschriebenen Computerprogramms kann er die Position jedes Wagens zu jeder Uhrzeit errechnen. Zum Beispiel: Um 20.59 Uhr rollt Wagen 6 mit Mijk van Dijk und Hooligan auf den Großen Stern – und zwar von Osten kommend. „So ist es zumindest geplant, passieren kann immer noch viel.“ Dann platzt Maurice Maué herein. Der Sprecher der Parade. Mit einem Stück Papier – und leuchtenden Augen. Er hat die Wetterprognose fürs Wochenende in den Händen. Freitag: 25 Grad. Sonnabend: 26 Grad. Sonntag: 26 Grad. Und immer wolkenlos. „Besser geht’s fast nicht, oder?“

Alle Wagen und DJs im Überblick:

www.loveparade.net

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