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Berlin: Mit Handschellen ins Gericht

Der Bruder und Mörder von Hatun Sürücü wurde wegen Falschaussage verurteilt

Geht es um Ayhan Sürücü, werden die Sicherheitsvorkehrungen streng: In Handschellen saß der verurteilte Mörder seiner Schwester Hatun gestern erneut vor Gericht. Diesmal musste sich der 21-Jährige wegen Falschaussage verantworten. Er hatte sich in der Haft und in einer Vernehmung damit gebrüstet, den Täter eines Raubüberfalls zu kennen. „War Quatsch, was ich da erzählt habe“, gestand er nun und entschuldigte sich.

Ayhan Sürücü war 18 Jahre alt, als er am 7. Februar 2005 seine Schwester erschoss. Die 23-jährige Mutter musste sterben, weil er ihren westlichen Lebensstil missbilligte, ihn als „Kränkung der Familienehre“ empfand. Wegen Mordes wurde Ayhan Sürücü im April 2006 zu einer Jugendstrafe von neun Jahren und drei Monaten verurteilt. Zwei seiner älteren Brüder dagegen jubelten über ihren Freispruch. Im August hatte der Bundesgerichtshof (BGH) die Freisprüche aufgehoben und eine neue Verhandlung angeordnet.

Ayhan Sürücü, jüngster Sohn einer kurdischen Großfamilie, handelte sich als Inhaftierter neue Verfahren ein. Im April bekam er wegen einer Schlägerei in der Jugendhaftanstalt, wegen Drogenbesitzes und eines Fluchtversuchs aus einem Gefangenentransporter einen Strafzuschlag von drei Monaten. Im jetzigen Prozess sprach das Gericht Ayhan Sürücü schuldig, beließ es aber bei dem Strafmaß von neuneinhalb Jahren. Eine Erhöhung wäre mit dem Erziehungsgedanken des Jugendstrafrechts nicht zu begründen, hieß es. In der Jugendstrafanstalt hat er inzwischen seinen Realschulabschluss gemacht und eine Tischlerlehre begonnen. Doch auch ohne Zuschlag kann der Schuldspruch Konsequenzen haben. Wenn es in einigen Jahren um eine vorzeitige Entlassung gehen sollte, werde das Verhalten während der Haftzeit eine Rolle spielen, gaben die Richter Ayhan Sürücü zu bedenken. K. G.

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