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Berlin: Mit Luftballons gegen die Gewalt

Pazifisten haben es in diesen emotional aufgeladenen Tagen nicht leicht, richtig verstanden zu werden. Wie schwer es ist, bei der Auseinandersetzung um den Besuch von George W.

Pazifisten haben es in diesen emotional aufgeladenen Tagen nicht leicht, richtig verstanden zu werden. Wie schwer es ist, bei der Auseinandersetzung um den Besuch von George W. Bush die Grenze zwischen Antiamerikanismus und Randale einerseits und differenzierter Kritik an der US-Regierungspolitik andererseits zu ziehen, zeigte sich auch am Dienstag kurz vor der Friedensdemonstration. Da mühten sich die Veranstalter von der „Achse des Friedens“ redlich, der Presse noch einmal zu erklären, worum es ihnen wirklich geht, dass sie weder amerikafeindlich seien noch Gewalttaten billigten. Trotzdem konnten sie die Skepsis der Journalisten nicht ganz beseitigen. Wie groß das Interesse an den Intentionen der deutschen Friedensbewegung auch im Herkunftsland George Bushs ist, zeigte indes ein Detail: Zwischen all den Mikrofonen deutscher Fernseh- und Radiosender auf dem Podium stand auch eines des US-Nachrichtenkonzerns CNN.

„Das ist kein Protest gegen die Amerikaner, sondern ein Protest in Solidarität mit denjenigen, die auch in den USA die Menschen verachtende Politik George W. Bushs bekämpfen“, sagte Daniel Mittler vom BUND. Die Umweltschutzorganisation ist eine von 243 Gruppen, die zu der Demonstration unter dem Motto „Stoppt den Krieg“ aufgerufen hatten. Für die Ökologen ist besonders die „verheerende Umweltpolitik“ der Bush-Regierung und deren Abhängigkeit von Großunternehmen wie Esso kritikwürdig. „Bush kann und darf nicht für alle Amerikaner sprechen“, sagte BUND-Aktivist Mittler. Um dem immer wieder angesprochenen Vorwurf der USA-Feindlichkeit zu begegnenen, berichtete er, dass gerade die Umweltbewegung in den USA es begrüße, wenn auch im fernen Deutschland gegen die Regierungspolitik von Bush demonstriert wird. Für Philipp Hersel von der globalisierungskritischen Organisation „attac“ gibt es zwischen der Politik Bushs und jener der rot-grünen Bundesregierung viele Parallelen. Als Beispiele nannte er den mangelnden Einsatz Berlins und Washingtons für Reformen bei der Welthandelsorganisation, den Umgang mit den Schulden der Entwicklungsländer oder den fehlenden Einsatz für Klimaschutz und internationalen Strafgerichtshof. Die Veranstalter appellierten an Außenminister Fischer, sich stärker gegen die Politik der USA einzusetzen. So sei der möglicherweise bevorstehende Angriff gegen den Irak weder völkerrechtlich noch politisch oder ethisch vertretbar, warnte Reiner Braun, Geschäftsführer der Gruppe „Wissenschaftler für den Frieden“. Immer wieder betonten die drei auf dem Podium, dass sie gegen jede Form des gewalttätigen Protests seien. „Wir erwarten eine ausgesprochen friedliche Demonstration, an der vom Kleinkind bis zur Greisin jeder teilnehmen kann“, sagte attac-Sprecher Hersel. Gefragt, wie sie im Falle von Krawallen im Umfeld der Demonstrationen reagieren würden, klang Veranstalter Reiner Braun dann allerdings ziemlich hilflos: Randalierer wolle man mit Diskussionen und Luftballons besänftigen. Lars von Törne

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