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Berlin: Mit Luise auf den rechten Lebensweg Erinnerungen an Preußens

schöne und mildtätige Königin

Die Spende war einer Königin würdig: 100 Friedrichsd’or, das war 1807 eine hübsche Stange Geld. Bei geschicktem Wirtschaften konnte man damit vier Knaben, denen die Zeiten übel mitgespielt hatten, pflegen und sie auf den rechten christlichen Weg weisen. Und erst der Name, den die Gönnerin der Erziehungsanstalt großherzig zu weiterer Nutzung freigab – mit Gold gar nicht aufzuwiegen: Luise!

Die Bedeutung der schönen Frau Friedrich Wilhelms III. für das frühbürgerliche Stiftungswesen ist kaum zu überschätzen. Unzählige Einrichtungen, die in Preußen gegen Ende der Franzosenzeit zur Förderung des Gemeinwohls gegründet wurden, haben sich auf sie berufen, die meisten sind im Laufe der Jahrhunderte wieder ins Nichts versunken. Nicht so die KöniginLuise-Stiftung in der Dahlemer Podbielskiallee 78, die sich von einer Ausbildungsstätte für Erzieherinnen zu einer modernen Privatschule entwickelt hat und deren unentwegte Arbeit hier unlängst gewürdigt wurde. Und auch nicht, wie auf Leseranregung nachzutragen ist, das Luisenstift an der Königin-Luise-Straße 95 in Dahlem, das der Stiftung vier Jahre Alter voraus hat – und die persönliche Protektion der Königin.

„Arme Kinder männlichen Geschlechts, von christlichen Eltern in Berlin geboren, vollständig zu pflegen und sie für die bürgerliche und kirchliche Gemeinschaft zu erziehen“ – so hieß es zum Zweck des Luisenstifts, als dieses am 9. September 1807 in der Probstei auf dem Nikolai-Kirchhof von Probst Hanstein, Architekt Catel und anderen Bürgern gegründet wurde. Vor allem Kinder waren die Leidtragenden des verlorenen Krieges gegen Napoleon, das Stift sollte dessen soziale Folgen lindern helfen - bei einer Kapazität von anfangs 60 Knaben.

Seither hat die Einrichtung manche Wandlung durchgemacht, ist wiederholt umgezogen, verlor noch im letzten Kriegsjahr ihr Haus im Bombenhagel. Erst 1957 wurde der Grundstein für das neue Gebäude gelegt. Heute ist das Luisenstift eine anerkannte Institution in der Berliner Jugendhilfe, die Jugendliche und ihre Familien mit verschiedenen Betreuungsformen unterstützt. Sie reichen von ambulanter Betreuung bis zu Wohngruppen, und die Beschränkung auf Knaben ist schon lange passé. Die Königin hätte dafür sicher Verständnis. ac

Weitere Informationen im Internet unter: www.luisenstift-berlin.de

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