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Mit Messer geschnitten: Prozess um Misshandlung der Freundin

Mit einem Messer hat ein 65-Jähriger seiner Freundin das Gesicht zerschnitten. Zehn Tage lag die 59-Jährige im Krankenhaus. Beim Prozess schwieg die Frau: das Paar hat sich inzwischen verlobt.

Der Mann packte seine Lebensgefährtin an den Haaren und schleifte sie in die Küche – so steht es in der Anklage. Der 65-Jährige nahm ein Schälmesser und stach zu. Die 59-Jährige wich aus, so gut es ging. Doch zweimal traf er, zerschnitt der Frau das Gesicht. Sie lag zehn Tage im Krankenhaus, die Polizei ermittelte, die Staatsanwaltschaft erhob Anklage wegen gefährlicher Körperverletzung. Doch das Opfer hält zum Angeklagten und verteidigte ihn gestern vor Gericht.

Die Schnitte waren acht und viereinhalb Zentimeter lang. „Haben Sie noch Schmerzen?“ fragte die Richterin. „Nein, gar nicht“, versicherte die blondierte Zeugin. Und Angst? „Nein“, sagte sie lächelnd. Zu dem Angriff schwieg sie. „Wir haben uns nach dem Vorfall verlobt und wollen heiraten“, hatte zuvor der Angeklagte erklärt. Als Verlobte steht der Frau ein umfassendes Schweigerecht zu.

Am frühen Morgen des 14. Dezember letzten Jahres soll er seine Partnerin in der gemeinsamen Wohnung in Spandau angegriffen haben. Durch die Verletzungen sei die Frau „in erheblicher Weise dauernd entstellt worden“, hieß es in der Anklage.

Zudem soll er gedroht haben, die Rentnerin zu ermorden oder zu verstümmeln. Nach dem Vorfall allerdings war er es selbst, der Anzeige erstattete. Die Frau habe ihn mit einem Messer bedroht, behauptete der einstige Hausmeister. „Ich wollte nicht der Schuldige sein“, zog er nun die Anschuldigung zurück und gab die Messerattacke zu. Todesdrohungen aber habe es nie gegeben. Aufgrund „gegenseitiger Eifersucht“ sei es zu dem nächtlichen Streit gekommen.

Nach dem Vorfall haben die beiden angeblich eine Paarberatung besucht. Die Therapeutin habe lobende Worte gefunden, sagte der Messerstecher. „Obwohl Sie Ihrer Partnerin das Gesicht zerschnitten haben?“ entfuhr es der Richterin. „Wir waren zum Schöhnheitschirurgen“, konterte der Angeklagte mit den rotbraun gefärbten Haaren. Seine Verlobte lächelte. Seit 17 Jahren leben sie zusammen. „Den Schönheitschirurgen bezahlt er“, sagte die Frau. Alles sei nicht so schlimm. Der Prozess geht am 1. September weiter. K.G.

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