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Berlin: Mit Otto und Reni auf die Insel

Der Mann hat Kondition. Am Sonnabend noch füllte er mit Ehefrau Reni und Mitgliedern des Berliner Theaterclubs das Maxim-Gorki-Theater.

Der Mann hat Kondition. Am Sonnabend noch füllte er mit Ehefrau Reni und Mitgliedern des Berliner Theaterclubs das Maxim-Gorki-Theater. In dem genoss die Theatergemeinde erst kulturell den „Impresario von Smyrna“ und danach draußen kulinarisch Grillwürstchen und kühle Blonde zu Berliner Salonmusik. Heute steht der „Impresario von Berlin“ selbst auf dem Programm – beim „Wasserbauern“ an der Scharfen Lanke feiert der Manager und Konzertagent Otfried Laur seinen 60. Geburtstag. Der Theaterleidenschaft frönt der Jubilar seit seiner Kindheit in einem musischen Elternhaus – sein Vater war Geiger an der Staatsoper. Bevor auch Sohn Otfried die Vorliebe fürs Künstlerische doch noch zu seinem Beruf machte, schlug er als gelernter Kaufmann zunächst staubtrockene Bürowege ein. Die Frage „Bank oder Bühne“ beantwortete er sich vor über 35 Jahren, so lange verführt er nun schon Leute zwischen „35 und scheintot“ ins Theater – immerhin 41 000 Mitglieder hat der von ihm gegründete Berliner Theaterclub. Seit 1985 trägt Laur überdies mit der eigenen Theater- und Konzertdirektion mit dazu bei, dass Talente nicht länger im Verborgenen schlummern – eines davon war einst Max Raabe. Wen wunderts da, dass heute eine große Schar Künstler – unter anderen Edith Hancke, Klaus Sonnenschein, Wolfgang Völz, Bert Beel, Horst Pillau, Curth Flatow, Brigitte Grothum, Judy Winter, Friedrich Schoenfelder und Günter Pfitzmann – am Havelstrand dem Mann gratulieren will, der ihnen die Säle mit Zuschauern füllt – getreu nach dem Laurschen Credo: „Ein leerer Saal ist kein guter Saal.“ Auch „Otto“ wird sicher krächzend heute seinen Senf dazu geben – der rote Ara grüßt als Laurs „Werbe-Chef“ auch schon mal als private Briefmarke von Ansichtskarten. Solche, auf denen sich sein Boss statt in Nadelstreifen und Smoking vorzugsweise in Seppelhosen präsentiert – vor oder hinter sich Kärntner Kühe und Berge – schon 35-mal die Laursche Urlaubskulisse. Anstelle mehr oder weniger hoher Kunst genießt Otfried Laur dann profane Freuden des Lebens, wandert, angelt und skatet. Seinem größten Hobby aber frönt er daheim beim Schlittschuhklub – bei den Wild Old Senior Devils kämpft er um Tennispunkte. Wenn’s manchmal im Job ganz dicke kommt, träumt er von einer einsamen Insel. Natürlich nicht ohne „Otto“ und vor allem nicht ohne Reni, denn „ohne die läuft gar nichts“. Und damit auch zu guter Letzt alles läuft, hat er für sich und seine Frau schon den Abgang von der Bühne dieser Welt bezahlt. Allerdings: der Bestattungsberater lebt schon lange nicht mehr. hema

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