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Die Konkurrenz wirbt kreativer als Brandenburg um Lehrer für kleine Klassen – aber mit weniger Erfolg. Für 70 Prozent der brandenburgischen Stellen sind Bewerber bereits eingestellt. Berlin kann davon nur träumen.

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Mit schlichter Werbung zum Erfolg: Brandenburg hängt Berlin bei Lehrereinstellungen ab

Die Konkurrenz wirbt kreativer als Brandenburg um Lehrer für kleine Klassen – aber mit weniger Erfolg. Für 70 Prozent der brandenburgischen Stellen sind Bewerber bereits eingestellt. Berlin kann davon nur träumen.

Bieder, preiswert, aber erfolgreich – Brandenburgs bundesweite Anzeigenkampagne für Lehrerjobs im Land ist sechs Wochen vorm Ende des Schuljahres überraschend erfolgreich. Mehr als 6000 Bewerber gibt es laut Bildungsministerium. „Das ist ein Rekord“, sagte Sprecher Stephan Breiding. Insgesamt 1000 Stellen sind zu vergeben – „für 70 Prozent der Stellen sind Bewerber bereits eingestellt oder gebunden“.

Berlin kann davon nur träumen. Die Stadt hat erst für ein knappes Drittel der im Sommer benötigten rund 2000 Lehrer die Verfahren so weit in Arbeit, dass bei der Personalstelle die Arbeitsverträge abgeschlossen werden können, wie die Bildungsverwaltung mitteilte. Für die noch verbleibenden 1400 Einstellungsverfahren stehen allerdings etwa 1800 Laufbahnbewerber zur Verfügung. Sollte weiterer Einstellungsbedarf bestehen, weil die Fächer der 1800 ausgebildeten Lehrer nicht passen, muss die Bildungsverwaltung auf die 3300 Bewerbungen von Quereinsteigern zurückgreifen.

Dass die Mitte März gestartete Kampagne Brandenburgs solchen Erfolg hat, verwundert indes auch das Ministerium selbst. Dort hatte man nur ein recht geringes Budget von 40 000 Euro für Anzeigen in überregionalen Zeitungen verwendet. Besonders in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen – weil es dort mehr Lehramtsabsolventen als freie Stellen gibt. Doch für die Kampagne gab es auch einigen Spott. Denn während Brandenburg in seinen sachlich-nüchternen Anzeigen („Wir brauchen Sie“) lediglich informiert und – im Gegensatz zu Berlin – die Verbeamtung verspricht, setzte Mecklenburg-Vorpommern auf Pfiff, die Schönheit des Landes und auf witzige Sprüche. Da suchte in den Kontaktanzeigen etwa eine „hübsche norddeutsche Schule“ nach einem Lehrer, der „auf kleine Klassen und Meer“ steht, oder einen für „Geo, Physik und Sonnenbaden“.

Eine Million Euro gab das Schweriner Ministerium aus, 500 000 Postkarten wurden in Studentenkneipen verteilt, auf denen Mecklenburg-Vorpommern – auch dort wird verbeamtet – mit den kleinen Klassen wirbt, mit der hintersinnigen Frage: „Willst du 18 Kinder von mir?“ Selbst SPD-Landtagsfraktionschef Klaus Ness räumt ein, die Nachbarn im Norden hätten eine „frischere“ Kampagne.

Dennoch laufen offenbar auch die Warnungen der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) vor einem „ruinösen Wettbewerb zwischen den Bundesländern“ ins Leere. „Am Ende zählt, wie viele Lehrer neu eingestellt werden, nicht wie sexy eine Anzeige ist“, sagte Breiding. So haben sich in Mecklenburg-Vorpommern nur 1700 Pädagogen beworben. Doch gerade jüngere Leute wollen offensichtlich gern nach Brandenburg – nahe der Metropole Berlin.

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