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Berlin: Mit Sicherheit am Ende

Nach dem dritten Überfall gibt das Juweliergeschäft Scheibel auf: die Versicherung würde zu teuer

Das Juweliergeschäft Scheibel, traditionsreiches Unternehmen in der Tauentzienstraße4, bleibt für alle Zukunft geschlossen. Nach dem dritten Überfall am vergangenen Dienstag durch die aus Polen stammende „Hammerbande“ macht die Versicherung Auflagen, die laut Geschäftsführerin Susanne Hübscher finanziell nicht zu verkraften sind: Die Beiträge würden verdoppelt, Hübscher müsste einen bewaffneten Wachmann einstellen und das Geschäft umbauen. „Wir richten einen Notdienst für die Abholung der Reparaturen ein“, sagt sie.

Sorgen macht sie sich vor allem um die Zukunft ihrer Auszubildenden, die ihre Stelle verliert. Zwei Überfälle hat die 20Jährige mit erlebt, seit sie ihre Lehre im Sommer begann. Einer der beiden Täter bedrohte sie am Dienstag mit einer Pistole und nahm sie in den Schwitzkasten, während der andere mit dem Hammer Vitrinen zerschlug und den Inhalt raubte. Die Angestellte überstand die Attacke äußerlich unversehrt.

Schon nach dem zweiten Überfall im Sommer wurde es kritisch für das Unternehmen. Die Versicherungsbedingungen waren damals schon verschärft worden. Jetzt sollte sogar vorgeschrieben werden, wie hoch der Wert der Ausstellungsstücke in den Schaufenstern sein darf: Ware für maximal 50 000 Euro dürfte in den Auslagen noch präsentiert werden, sagt Susanne Hübscher. „Damit ist es für unsere Branche an diesem Standort nicht möglich, Kunden in den Laden zu locken.“

Besser verkraftet hat Juwelier Axel Sedlatzek die Attacken auf sein Geschäft. Mit einem Überfall im Februar 2001 begann die zig Mitglieder starke Hammerbande ihre Raubzüge in Berlin. Im Sommer desselben Jahres wurde Sedlatzek ein zweites Mal beraubt. Auch er hatte Schwierigkeiten mit seiner Versicherung. Man habe ihm unerfüllbare Auflagen gemacht, sagt Geschäftsführer Ronald Sedlatzek. Er fand einen neuen Versicherer, der zwar deutliche höhere Beiträge verlangte, aber vertretbare Auflagen machte. Seither wird das Geschäft unter anderem von einem privaten Sicherheitsdienst bewacht. Über weitere Vorkehrungen will er keine Auskunft geben. Doch die sind offenbar so wirkungsvoll, dass der Juwelier seit zwei Jahren von Taten der Hammerbande – die immer nur während der Geschäftszeit zuschlägt – verschont geblieben ist.

„Jeder Unternehmer in der Branche muss heute für sich entscheiden, ob er das Risiko weiterer Überfälle für seine Mitarbeiter und sich eingehen möchte“, sagt Ronald Sedlatzek. Schließlich könne niemand voraussehen, wie weit sich die Brutalität der Täter noch steigere. Bisher drohten die Räuber der Hammerbande immer mit Schreckschusswaffen. Sedlatzek schließt nicht aus, dass die Täter mit der Ost-Erweiterung der EU und dem Abbau der Grenzkontrollen sogar an scharfe Waffen gelangen können.weso

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