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Berlin: Mit Soße?

Liebhaber des Drehspießes treffen sich heute in Wedding zur „Langen Nacht des Döners“. Da wird nicht nur geschlungen, sondern auch getanzt und gekuschelt.

Wenn in Wedding abends die Dönermacher die Dönerbrote aufschneiden, dann tun sie da Zwiebeln rein, etwas Salat und Soße und geschnittenes Fleisch, und es ist gar nichts Besonderes. Heute Abend aber machen sie aus der schnöden Lebensmittelproduktion ein Fress-Event: Sie begehen „Die lange Nacht des Döners“.

Und weil im Gegensatz zu den bunten Bildern bei der langen Nacht der Museen die menschlichen Aufnahmekapazitäten für kalorienhaltige Döner begrenzt sind, beginnt im Wedding die Dönernacht um 19 Uhr nicht etwa mit einer Verkostung, sondern mit einer Betriebsbesichtigung. Es geht um die Herstellung des Dönerspieß’ (Özdemir Dönerproduktions GmbH, Kühnemannstr. 51-69). Es gibt dann um 21 Uhr orientalischen Tanz im Yakir Baba Grill (Soldiner Straße 28), im Troja Imbiss (Prinzenallee 27) werden um 20 Uhr Kochbücher präsentiert, und zwischen 20 und 22 Uhr zeigt Vanessa ihren Kuscheldöner im Soldiner Grill (Soldiner Str. 26) – eine Plüschvariante der knofligen Türkenkost.

Jene Vanessa hat es im Bezug auf die kulturelle Umdeutung des Döners zum Kuscheltier zu einiger Berühmtheit gebracht: Was als Abschiedsgeschenk und gegen Heimweh für eine nach London gehende Freundin gedacht war, ist mit dem Brot aus Teddyplüsch und dem Filzfleisch inzwischen käuflich zu erwerben. Und das in zwei Größen. Die 27-jährige Lehramtsanwärterin für Geschichte und Latein näht immer noch selbst und legte nur fürs Examens eine kleine Pause ein.

Sie muss sich kaum um das Problem der Dönerfleischzusammensetzung kümmen. Nach den Leitsätzen des Deutschen Lebensmittelbuches soll ein Döner-Kebab aus dünnen Fleischscheiben, Gewürzen, Zwiebeln, Öl, Milch, Yoghurt und Eiern bestehen. Ein Hackfleischanteil aus Schaf- oder Rindfleisch darf höchstens 60 Prozent betragen – bei den Billigbuden sind es nicht selten über 80.

Wer in dieser langen Nacht einfach nur Döner isst, der wird belohnt: je Döner aus einem der teilnehmenden Imbisse (kenntlich durch das Lange-Nacht-Plakat) gibt es eine Teilnahmekarte zur Verlosung, 22.30 Uhr im Café Esscapade, Prinzenallee 58. Hauptgewinn: ein Kuscheldöner. Der Initiative des Quartiersmanagement Soldiner Straße hat sich die Kolonie Wedding mit eigenem kulturellen Programm angeschlossen. Der Kulturgeschichte des Döners widmet sich zudem die Lesung „Aufgespießt – wie der Döner über die Deutschen kam“ (20 Uhr, Soldiner Straße 13).

Informationen im Internet unter: www.deinkiez.de

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