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In Gelb. Willy Brandt, die Queen, Prinz Philip 1965 am Rathaus Schöneberg.Foto: dpa/pa

© picture alliance / dpa

Berlin: Mit Teekessel auf Reisen

Royaler Nachschlag: Der britische Botschafter feiert mit 1200 Berlinern das Jubiläum der Queen.

Als Elizabeth II. im Mai 1978 höchstpersönlich ihre Geburtstagsparade in Berlin abnahm, drängten sich rund 30 000 Berliner auf dem Maifeld. Fünf Hubschrauber kamen vom Olympiastadion auf die Zuschauertribünen zugeflogen und zogen blaue, weiße und rote Rauchfahnen nach sich, die Farben der britischen Flagge. Damals galt in West-Berlin noch der Alliiertenstatus, so dass die Queen gewissermaßen auch Königin von Spandau und Charlottenburg war. Das war mit der Wiedervereinigung 1991 zwar vorbei, aber gefeiert wird der Geburtstag der britischen Königin auch weiterhin jedes Jahr im Juni mit einem großen Empfang des britischen Botschafters.

Am Donnerstagabend empfing Simon McDonald rund 1200 Gäste mit Dudelsack-Musik und „Coronation-Chicken“ in seiner Residenz im Grunewald zum traditionellen Toast auf die Queen. Unter anderem US-Botschafter Philip Murphy, Verleger Florian Langenscheidt, Filmproduzent Artur Brauner und die Autorin Rosamunde Pilcher genossen den Garten. Diesmal war zur Garden Party geladen, „On the occasion of the Diamond Jubilee of Her Majesty Queen Elizabeth“, also aus Anlass des Jubiläums, das in London bereits am vergangenen Wochenende ausgiebig gefeiert wurde. Als die Nationalhymnen gespielt wurden, stimmten viele Gäste mit ein und bei der deutschen Hymne sang sogar der britische Botschafter aus voller Kehle mit.

Als die Queen 1965 zum ersten Mal nach Berlin kam, saß sie erst dreizehn Jahre auf dem Thron und wurde auch schon enthusiastisch gefeiert. Rund 1,3 Millionen Menschen standen jubelnd am Straßenrand. Damals war sie – wie einige Jahre zuvor John F. Kennedy – eine wichtige Hoffnungsträgerin, denn die Alliierten sicherten das Überleben des westlichen Teils der Stadt. Im Oktober 1992 konnte sie selber die Erfüllung der Mission feiern mit einem Gang durchs Brandenburger Tor. Bei diesem Besuch wohnte sie auch in der Residenz in der Höhmannstraße. Da waren die Worte noch lebendig, mit denen sie fünf Jahre zuvor 1987 der Stadt zum 750. Geburtstag gratuliert hatte: „Unser aller Hoffnung muss darauf gerichtet sein, dass die grausame Teilung der Stadt eines Tages im Geiste ihrer langen Tradition der Toleranz überwunden werden mag.“ Dreizehn Jahre später, im Juli 2000, kam sie wieder, um die neue Britische Botschaft in Mitte einzuweihen. Diesmal hatte sie ihren eigenen Teekessel im Gepäck.

Normalerweise stattet die Queen einem Land allerhöchstens drei Staatsbesuche ab. Hier machte sie eine Ausnahme. Im November 2004 kam sie noch einmal zu einem Staatsbesuch mit großem Zeremoniell nach Berlin. Beim Staatsbankett im Schlüterhof trug sie ihre Krone, und Prinzessin Caroline von Monaco versank vor ihr in einem tiefen Hofknicks. Am Abend danach lud sie selbst zu einem glanzvollen Benefizkonzert in die Philharmonie, um Geld zu sammeln für den Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche. Als Teenager hatte sie die deutschen Bombenangriffe auf London selbst erlebt. Bei diesem, ihrem bislang letzten Besuch hatte sie sich ein Programm gewünscht, das auf die Zukunft gerichtet sein sollte, und wollte dabei mit möglichst vielen Menschen ins Gespräch kommen.

Sir Peter Torry, der damals Botschafter war, seine Frau Angela und ein Blumenmädchen von 1965 waren dabei, als im Garten der Residenz der rituelle Toast ausgesprochen wird, der ganz kurz und einprägsam ist: „To the Queen“. Elisabeth Binder

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