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Alle leer. Die Täter räumten 309 Schließfächer aus – und verschwanden. Foto: dpa

© picture alliance / dpa

Berlin: Mit Verstand

Der Tunnelcoup von Steglitz war das Werk von Profis.

Es war der erste spektakuläre Fall im Jahr 2013, vor allem, weil die Tat so geräuschlos ablief. Seit Februar 2012 hatten Unbekannte einen 45 Meter langen Tunnel von einer Tiefgarage in der Steglitzer Wrangelstraße bis in die Volksbankfiliale in der Schlossstraße gegraben. Dort angekommen, brachen sie genau 309 Kundenschließfächer auf und räumten sie aus. Dies geschah am Wochenende 12./13. Januar. Am Montag, dem 14., geht um 6.29 Uhr bei der Feuerwehr ein Alarm ein: Rauch dringt aus der Tiefgarage und dem Keller der Bank. Zu löschen gibt es wenig, zu staunen viel.

Die Täter hatten bei ihrer Flucht Feuer gelegt – wohl, um Spuren zu verwischen. Das Faszinierendste an diesem Tunnelcoup: Man weiß nicht, wie viel erbeutet wurde, und man wird es nie erfahren. Die Besitzer der Schließfächer müssen den Inhalt nicht preisgeben. Zehn Millionen Euro, lautet eine Schätzung. Schnell kursierten Gerüchte, dass die Täter es auf ein bestimmtes Fach abgesehen hatten: Buddelte hier ein Geheimdienst oder die Mafia? Genährt wurden Spekulationen durch die Treffsicherheit der Täter beim Öffnen der Fächer. Denn obwohl nur 56 Prozent der 1600 Schließfächer vermietet waren, haben die Täter zu 95 Prozent gefüllte Fächer aufgebrochen. Und dann der Tunnel: Wie kann man man 45 Meter derart treffsicher buddeln, wenn nicht mit militärischer Ausbildung? Die Täter? Sind vermutlich doch nur Kriminelle, wenn auch clevere. Und sie sind weg. Vermutlich nach Polen, woher sie vermutlich auch stammen. Es wurden polnische Getränkedosen gefunden, die 1000 Winkel, die den Tunnel bergmännisch sicherten, sind auch aus Polen.

Volksbank und Versicherung haben jeweils 25 000 Euro Belohnung ausgelobt. Die Tat wurde ausführlich bei „XY… ungelöst“ vorgestellt. 720 Hinweise gingen in den vergangenen elf Monaten ein. Nichts. Was ist noch möglich? Ein Täter plaudert oder wird verplaudert oder wird bei einer neuen Tat erwischt.

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