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Berlin: Mitropa-Design: Ostprodukte im Intershop, Ostpreise in D-Mark

Verkehrte Welt: Obwohl auf dem Schild über der Tür "Intershop" steht, gibt es in der kleinen Baracke an der Ehrenbergstraße kein einziges "Westprodukt" zu kaufen. Stattdessen sind die Regale mit Erzeugnissen aus der ehemaligen DDR gefüllt: Nautik-Seife, Nuth-Fleckenwasser aber auch Wimpel, Fahnen und Plakate kann man hier kaufen.

Verkehrte Welt: Obwohl auf dem Schild über der Tür "Intershop" steht, gibt es in der kleinen Baracke an der Ehrenbergstraße kein einziges "Westprodukt" zu kaufen. Stattdessen sind die Regale mit Erzeugnissen aus der ehemaligen DDR gefüllt: Nautik-Seife, Nuth-Fleckenwasser aber auch Wimpel, Fahnen und Plakate kann man hier kaufen. Und dann hat Elke Matz, die sich selbst als Finderin bezeichnet, auch jede Menge Mitropa-Geschirr zu bieten. Schon ein wenig angestaubt stehen Tassen, Teller und Kännchen aus dickem weißem Porzellan, mit einem blauen Rand verziert, nebeneinander. "Alles formrationell stapelbar", sagt die Charlottenburgerin lächelnd.

Das Mitropa-Design brachte die gelernte Grafikerin vor zehn Jahren auf die Idee, die Sachen zu suchen, aufzuheben und auszustellen. Damals hatte sie im Bahnhof Friedrichstraße aus einer solchen Suppentasse gegessen und sich gewundert, dass es keinen Unterteller dazu gab. Als sie ein paar Wochen später bei einer Mitropa-Gaststättenauflösung dabei war, konnte sie sich davon überzeugen, dass es natürlich auch Untertassen gab. Und sie wollte mehr über die Marke mit dem blauen M erfahren. Elke Matz reiste durch die neuen Bundesländer und sammelte schließlich viel mehr, als nur Mitropa-Geschirr: Speisekarten, Uniformen und auch einige Beschwerdebücher. Unter dem Titel "Der Gast hat das Wort" schrieben sich zu DDR-Zeiten etliche Mitropa-Besucher den Ärger von der Seele. Bemängelt wurden vor allem die langen Wartezeiten und dass der Kaffee oft kalt und viel zu dünn war.

Für die 55-Jährige sind das alles "Zeugnisse der Geschichte, die nicht achtlos weggeschmissen werden dürfen". Mit einem Kreis von Gleichgesinnten gründete die Berlinerin deshalb den "Verein zur Dokumentation der DDR-Alltagskultur". Mehr als 100 Interessierte arbeiten inzwischen mit. Und jedes Mitglied hat sein Spezialgebiet: Einer sammelt Medaillen, ein anderer Gebrauchsanweisungen, Etiketten oder Dosen. "Und ich sammle halt die Sammler", erklärt Elke Matz. In der "transportablen Raumerweiterungshalle" - so wurde die Baracke einst offiziell bezeichnet - verkauft sie noch bis Ende Oktober alle "überschüssigen Sachen". Die Charlottenburgerin will ihre Lagerbestände verkleinern.

Im November ist eine neue Ausstellung zum Thema: "Reisen und Speisen gestern und morgen" geplant. Am Rande der Oberbaumcity bleibt sie mit ihrem Intershop noch so lange stehen, bis die Wiese bebaut wird. Über Besucher kann sie sich jedenfalls nicht beklagen. Neben Filmemachern aus dem In- und Ausland kommen oft Leute, die ihr etwas Nostalgisches bringen. Wer etwas kauft, zahlt den EVP-Preis, der in DDR-Mark ausgewiesen ist. Besonders gut gehen derzeit Duschvorhänge, die aus einer Republikfahne genäht wurden.

Steffi Bey

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