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Mitte: Auch am Hauptbahnhof streiten Taxifahrer um 50 Cent

Erst gab es dort für sie kein Klo, dann wurde ein Kiosk mit Toilette gebaut. Aber die Benutzungsgebühr des Betreibers will niemand zahlen.

Der Kiosk „Kantine am Hauptbahnhof“ schien alles zu bieten, was sich die Taxifahrer fürs Warten am Hauptbahnhof wünschen: Kaffee, warmes Essen und vor allem eine Toilette. Nun steht er da, seit Juni schon, und wird von vielen Fahrer ignoriert. Und das alles wegen einer scheinbaren Lappalie – 50 Cent. Diese Gebühr erhebt Mesut Cevik, Besitzer des Kiosk, für die Nutzung der Toilette. Das ärgert die Fahrer, zumal sie den Betrag unabhängig davon zahlen müssen, ob sie Kaffee oder Brötchen kaufen. Erst ab einem Verzehr von vier Euro ist die Toilette gratis. Offenbar sind 50 Cent für die Taxifahrer ein kritischer Betrag: Auch beim Streit am Flughafen Tegel geht es um diesen Betrag, wenngleich er dort aus anderen Gründen und zudem von den Fahrgästen verlangt wird.

Schon vor zwei Jahren hatte sich der Fahrer Ebrahim Dhajan öffentlich über die Situation am Hauptbahnhof beschwert. Stundenlang standen die Fahrer in der Schleife und warteten auf Fahrgäste. Weil sie aufrücken mussten, war nicht die Zeit, in den Bahnhof zu gehen. Für ihre Notdurft mussten häufig nahe Grünanlagen oder seitlich der Warteschleife die Säulen der Bahnüberführung herhalten. Djahan beklagte dies als „unhygienisch“ und organisierte im Vorjahr zeitweilig zwei Dixiklos. Mittlerweile hatten auch die Taxifahrerinnung und die Deutsche Bahn das Problem erkannt. Gemeinsam suchten sie nach einem Investor, der bereit war, dort eine gastronomische Einrichtung zu betreiben. Mit Mesut Cevik wurden sie fündig – doch war man sich offenbar uneinig über die Bedingungen.

Zumindest zeigt sich Bernd Dörendahl, Chef der Innung, über die Gebühr empört: „Damit begeht Herr Cevik Wortbruch.“ Eine Toilette für die Fahrer, das sei die Bedingung für die Verhandlungen gewesen. Hätte man vorher gewusst, dass die Benutzung nicht gratis wäre, hätte man sich gar nicht erst um den Kiosk bemüht. Dem widerspricht Bahnsprecher Burkhard Alert: „In den Verhandlungen ist von derartigen Bedingungen nie die Rede gewesen.“ Der Kioskbetreiber fügt hinzu: „Eine Dienstleistung gibt es nicht umsonst, auch Taxifahrer würden keine 100 Meter umsonst fahren.“ Man habe erhebliche Kosten für die tägliche Reinigung der Toilette.

Die Taxifahrer ärgert das: „Ich kaufe doch keinen Kaffee bei jemandem, wo ich die Toilette nicht umsonst nutzen darf“, entrüstet sich Ralf Nordhoff.  Grundsätzlich sollten „Gaststätten so etwas gratis für ihre Gäste anbieten“, findet er. Auch für Kollege Rainer Kleemann, Stammfahrer am Hauptbahnhof, ist das eine Prinzipienfrage: „Das müssen Sie sich mal durchrechnen: Wenn ich sechs Mal am Tag auf die Toilette muss, sind das 250 Euro im Jahr alleine fürs Austreten.“

Eine neue Lösung scheint unterdessen in Aussicht. Die Warteschleife soll umgebaut werden. „Dann haben die Fahrer Zeit, in Ruhe auf Toilette zu gehen“, begründet Innungschef Döhrendahl die Pläne. Zudem wolle man mit Cevik in neue Verhandlungen treten. Bis dahin bleiben immerhin die nahen Bäume.

Lea Hampel

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