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Mitte: Berlin bekommt Museum für DDR-Motorräder

In den S-Bahnbögen zwischen Alexanderplatz und Hackescher Markt entsteht ein neues Museum: Bald sollen dort sämtliche Motorrad-Modelle aus DDR-Produktion zu sehen sein.

Wenn es um Motorräder ging, hatten es die DDR-Bürger leichter als beim Auto: Ein Motorrad konnte sofort gekauft werden. Jahrelange Bestellzeiten wie beim Auto gab es nicht. Vieles konnte damals vom Fahrer auch noch selbst repariert werden. Und gefährliche Raserei war - schon wegen der maroden Fahrbahnen - mit einer MZ, einer ETS oder einer AWO auch nicht möglich. Jetzt wird für die Maschinen in Berlin ein eigenes Museum ausgebaut.

Uwe Kobilke reibt sich vergnügt die Hände. "So was hat die Republik noch nicht gesehen", sagt der Berliner Bauunternehmer. Er steht in den alten S-Bahn-Bögen zwischen Alexanderplatz und Hackescher Markt. Um ihn herum wirbelt Staub, Arbeiter mischen Beton und gießen den Fußboden. Ende August will der passionierte Motorradsammler dort auf 600 Quadratmetern unterirdisch 80 Exponate präsentieren.

Honeckers Motorradeskorte darf bestaunt werden

"Alle Maschinen sind fahrtüchtig und restauriert", garantiert Kobilke. "Für die Lackierung haben wir DDR-Farben originalgetreu nachmischen lassen." Sämtliche Modelle, die jemals im sozialistischen Teil Deutschlands gebaut wurden und unterwegs waren, sollen zu sehen sein: ETS, TS, ETZ, IWL, BK. Natürlich finden sich auch die unverwüstliche und ihrem Look nach klassisch anmutende AWO sowie alle Fahrzeuge des Mopedherstellers Simson.

Selbst Motorroller, die in der DDR eine zeitlang in Ludwigsfelde gefertigt wurden, werden präsentiert. Für diese mit "Troll" und "Berlin" benannten Fahrzeuge ist ein passendes Ambiente vorgesehen. Kobilke zufolge werden sie von einem Zelt der 50er Jahre, einer Puppe im damaligen Outfit und einem Stern-Radio flankiert. Auch eine ETS 250 aus Erich Honeckers ehemaliger Motorradeskorte kann bestaunt werden.

Motorrad-Vermietung geplant

Bis dahin stehen allerdings noch umfangreiche Bauarbeiten an. Bauleiter Kai Janson lässt gerade seine Mannen sämtliche Klinkerdecken der denkmalgeschützten S-Bahnbögen sandstrahlen. Wände wurden bereits verputzt und riesige Fenster ausgetauscht. Insgesamt sind sechs Bögen auf Vordermann zu bringen. Immerhin wurde das berühmte S-Bahn-Viadukt 1824 erbaut. Die S-Bahnbögen kamen 1894 hinzu. Damals wurde von hier die benachbarte Markthalle beliefert. "Aus dieser Zeit stammt eine kleine Straße, die wir samt Kacheln von Villeroy & Boch, Bitumenbelag und Granitecken freigelegt haben", sagt Janson. Sie ist bereits in ihren Konturen wieder sichtbar. Später komplettieren eine Straßenlaterne, ein alter Briefkasten und eine Tanksäule das historische Bild.

Das eigentliche Museum kommt in den Keller. In den Hallen reiften zu DDR-Zeiten importierte Bananen für die Hauptstadt. Auf dem ebenfalls sanierten Dach wollen Janson und Kobilke einen großen Biergarten einrichten. Durch Plexiglasscheiben geschützt sollen die Gäste dort einmal tolle Aussichten auf den benachbarten Fernsehturm und auf die auf dem Viadukt vorbeirauschenden ICE und S-Bahnen haben.

Außerdem soll ein umfassender Service offeriert werden. "Wir werden sechs DDR-Motorräder ständig vermieten und bieten gleichzeitig die Sanierung alter Maschinen an", verspricht Kobilke. Regelmäßig soll es auf dem Museumsvorplatz Motorradteile-Börsen geben. Für die nach der Sanierung frei stehenden S-Bahn-Bögen sucht Investor Kobilke noch "kreativ denkende Gastronomen". Diese sollen das Umfeld des Museums auch über dessen Öffnungszeiten von 10 bis 21 Uhr täglich hinaus beleben.

Torsten Hilscher[ddp]

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