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Charite

© Wolff

Mitte: Charité: Tagsüber trüb, nachts hell

Selbst wenn die Sonne scheint - einige Patienten im Bettenhochhaus der Charité in Mitte bekommen sie nur durch einen Schleier zu sehen. Seit rund einem Jahr bedecken Riesen-Werbeplakate die Süd- und die Westfassade des Krankenhauses

Am Abend, wenn es dunkel wird, strahlen Scheinwerfer von den umliegenden Gebäuden das Poster an – und stören den Schlaf der Kranken. Die Patientenbeauftragte des Senats erhielt bereits Beschwerden über den nächtlichen Lichteinfall in die Zimmer. Bei Heidi Kosche, der gesundheitspolitischen Sprecherin der Grünen, klagten Kranke über die eingeschränkte Sicht.

Seit Anfang Februar präsentiert der Autokonzern Ford an der Charité-Fassade sein neues Modell – auf einer Fläche von insgesamt 4200 Quadratmetern. Mehr als eineinhalb Tonnen wiegt das Netzgittergewebe, teilt das Unternehmen mit.

Mit den Werbeeinnahmen will die Charité einen Teil der Sanierungsarbeiten im 21 Stockwerke hohen Bettenhaus finanzieren. Bisher hat sich jedoch nichts getan. Das Gerüst sei nötig, da Fassadenteile herabzufallen drohen, sagt Charité-Sprecherin Kerstin Endele. Statt grüner Sicherheitsnetze habe man die lichtdurchlässigen Werbeposter aufgehängt. „Sobald wir kein Gerüst mehr brauchen, verschwindet die Werbung“, versichert Endele. Wann das sein wird, ist aber unklar.

Man müsse Kosten und Nutzen gegeneinander abwägen, sagt Katrin Markau, eine Mitarbeiterin der Patientenbeauftragten: „Schließlich ist es ja auch im Interesse der Patienten, wenn die Charité renoviert wird.“ Ohne die Werbung könne sich das Krankenhaus die Arbeiten nicht leisten, haben Vertreter der Charité Markau gegenüber zu Bedenken gegeben.

Um 23 Uhr werden die Plakatstrahler abgeschaltet. „Ein Kompromiss wäre, die Beleuchtung ganz einzustellen“, sagt Markau. Damit ist aber nicht zu rechnen: Die Beleuchtungszeit sei vertraglich festgelegt, lässt Charité-Sprecherin Endele wissen. Wenn sich Patienten gestört fühlen, könnten sie lichtundurchlässige Vorhänge bekommen.

Grünen-Politikerin Heidi Kosche hat sich von den Lichtverhältnissen im Inneren des Bettenhauses selbst überzeugt. An einem sonnigen Dezembertag sei sie durch die Flure im elften Stock gegangen – und habe „wie durch einen Nebel“ aus dem Fenster geschaut. Sechs Menschen haben sich im vergangenen Jahr bei ihr über die Zustände beschwert, sagt Kosche. Sie erwägt, das Thema nächste Woche in der Sitzung des Abgeordnetenhauses anzusprechen.

Christina Kohl

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