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tacheles

© Doris Spiekermann-Klaas

Mitte: Das Tacheles kommt unter den Hammer

Die Kaufhausruine an der Oranienburger Straße, die Künstler vor 18 Jahren besetzten, wird zwangsversteigert. Auf den Grundstücken lasten Schulden in Höhe von über 75 Millionen Euro.

Das Kunsthaus Tacheles wird zwangsversteigert. Das Amtsgericht Mitte hat die Veräußerung der Grundstücke mit der Kaufhausruine angeordnet, die von der Oranienburger Straße und der Friedrichstraße eingerahmt wird. Justizsprecherin Katrin-Elena Schönberg bestätigte Recherchen des Tagesspiegels und sagte: „Ein Gutachten über den Wert des Grundstücks, das Voraussetzung für die Zwangsversteigerung ist, wird derzeit eingeholt.“ Mit einem Termin für die Versteigerung sei im kommenden Jahr zu rechnen.

Die Kaufhausruine an der Oranienburger Straße wurde vor etwa 18 Jahren von Künstlern besetzt und zählt heute zum Pflichtprogramm von Berlin-Reisenden. In dem Haus befinden sich 30 Künstlerateliers, ein Kino sowie das Café Zapata mit Konzertbetrieb und dem berühmten Skulpturengarten. Vor rund zehn Jahren hatte eine Tochtergesellschaft der Immobiliengruppe „Fundus“ das Areal gekauft und mit den Künstlern einen Pachtvertrag abgeschlossen. Dieser war von den Eigentümern aber zum 31. Dezember 2008 gekündigt worden.

Fundus wollte sich auf Anfrage nicht zu der Zwangsversteigerung und der Zukunft des Areals äußern. Geplant hatte der amerikanische Architekt Andrés Duany ein Ensemble aus sechs Neubauten mit Wohnungen und Büros auf einer Gesamtfläche von 82 000 Quadratmetern. Die Pläne wurden bereits im Jahr 2003 vom zuständigen Bezirksamt Mitte genehmigt. Doch die Neubauten wurden bis heute nicht realisiert.

Die Schulden auf den Tacheles-Grundstücken betragen laut Grundbuchaufzeichnungen mehr als 75 Millionen Euro. Dieses Geld kommt von der HSH–Nordbank, die dafür 15 bis 18 Prozent Zinsen erhält. Die Bank bestätigte auf Anfrage, dass das Grundstück unter Zwangsverwaltung stehe. Zur Zwangsversteigerung wollte man sich nicht äußern. Die HSH-Nordbank hat im Zuge der internationalen Finanzkrise hohe Millionenbeträge abschreiben müssen und Staatsbürgschaften beim Bund beantragt.

Die Fundus-Immobiliengruppe hat in Berlin mit dem Geld privater Anleger das Hotel Adlon am Pariser Platz errichtet. Mit Fonds aus privaten Kapital baute Fundus auch das Kempinski Grand Hotel im Ostseebad Heiligendamm, wo die Politiker des G-8-Gipfeltreffens 2007 Quartier bezogen. Ralf Schönball

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