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Update

Mitte: Kunsthaus Tacheles wird am 4. April versteigert

Für die seit Monaten angekündigte Zwangsversteigerung des "Tacheles" steht der Termin fest: Am 4. April kommt das weit über Berlin hinaus bekannte Kulturhaus unter den Hammer.

"Wir warten seit zwei Jahren, dass etwas passiert“, sagte am Dienstag Martin Reiter, einer der Vertreter der Nutzer. Reiter initiierte vor kurzem die Ernennung der Ruine zur „Kunsthalle Berlin“. Ob ein neuer Investor aber mit den derzeitigen Künstlern zusammenarbeiten will, ist fraglich.

Auf 35,1 Millionen Euro hat das Gericht den Verkehrswert für das gesamte Areal festgelegt, auf dem das „Tacheles“ steht. Ein Schnäppchenpreis, wie Reiter findet. „Dafür sollte das Land das Gelände zurückkaufen“, schlug er vor. Das „Tacheles“ steht auf nur etwa 1250 Quadratmetern des Geländes und sei damit nur ein kleiner Teil der Versteigerungsmasse, die weitaus mehr wert sei. Wer immer das Grundstück kaufe, werde versuchen, mit dem Namen „Tacheles“ Profit zu machen, befürchtete Reiter.

Die fünfstöckige Ruine hat bereits eine Zwangsversteigerung hinter sich. Es ist das letzte verbliebene Gebäude eines Kaufhauskomplexes, der Anfang des vergangenen Jahrhunderts entstanden war. Von dem monumentalen Eingangsbogen an der Oranienburger Straße führte eine glasüberdachte Ladengalerie bis an die angrenzende Friedrichstraße. Doch das Konzept scheiterte, so dass das Gebäude bereits nach wenigen Jahren unter den Hammer kam.

1918 übernahm die AEG die Passage und eröffnete hier das „Haus der Technik“ mit einer Ausstellung von AEG-Produkten. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Komplex schwer zerstört, in den 1980er Jahren ließ die Ostberliner Stadtverwaltung große Teile abreißen. Nur der Kopfbau an der Oranienburger Straße blieb erhalten. Nach dem Fall der Mauer schufen die Besetzer eine künstlerische Freifläche ganz im Sinne der auf- und umbrechenden Stadt.

1998 erwarb dann die Fundus-Gruppe das Gelände vom Land Berlin. Sie wollte dort Wohn- und Geschäftshäuser bauen - mit dem „Tacheles“ mittendrin, denn das Gebäude steht unter Denkmalschutz.

Fundus gab den Künstlern einen symbolischen Mietvertrag. Aber aus den Bauplänen wurde nichts, und die Fundus-Tochtergesellschaft, die das Gelände besaß, ging in die Insolvenz. Hauptgläubiger ist jetzt die die mehrheitlich den Bundesländern Hamburg und Schleswig-Holstein gehörende HSH Nordbank. Und die will das Areal nun verkaufen.

Zahlreiche Aktionen unternahmen die Bewohner, um eine Zwangsversteigerung zu verhindern: Sie schrieben an den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), an den damaligen Hamburger Bürgermeister Ole von Beust (CDU), den schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen (CDU), sogar an Bundespräsident Christian Wulff (CDU). „Wir bitten Sie, alles in Ihrer Macht stehende zu tun, um das Tacheles auch für die Zukunft zu sichern“, baten die Bewohner eindringlich.

Doch die Spielräume der Landesregierungen waren klein angesichts fehlender finanzieller Mittel. Und die Gläubiger ließen sich nicht davon abbringen, sich über den Verkauf des insgesamt 25.300 Quadratmeter großen Geländes an der Ecke zur renommierten Friedrichstraße Geld zurückzuholen. Ein Splitten des Geländes kam für die HSH Nordbank nicht in Frage. „Wir gehen davon aus, dass ein zukünftiger Investor nur am Gesamterwerb interessiert wäre“, sagte eine Sprecherin der HSH Nordbank am Dienstag in Hamburg. (AFP)

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