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Mitte: Mehr Leben ins Regierungsviertel

Mittes Baustadtrat will die Ödnis zwischen Bundesbehörden und Büros mit Wohnungsbau, Cafés und Läden vertreiben. Viele gute Ideen sind im Gespräch, noch fehlt aber ein Ansprechpartner aus dem Bundesbauministerium.

Der Hauptbahnhof, das Regierungsviertel, dessen Erweiterung am Schiffbauerdamm – überall wird geplant und gebaut, doch es bleibt Stückwerk. Um die drohende „monotone Nutzung durch Hotels, Büros und Bundesbehörden“ zu stoppen, haben Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe und die Bundestagsabgeordnete Eva Högl, beide SPD, einen „Sechs-Punkteplan“ entwickelt. Kerngedanke: Behörden und Bürohäuser sollen sich nicht abschotten von den Menschen, das Zentrum soll grüner und lebendiger werden, durch ein größeres Angebot an Wohnungen etwa.

Hätte bei einem solchen Thema nicht auch ein Vertreter des Bundes und die Senatorin für Stadtentwicklung mit an den Tisch gehört? „Wie Sie mich kennen, ist alles mit Ingeborg Junge-Reyer abgestimmt“, sagte Gothe beflissen. Dass aber niemand vom Bundesbauministerium die Vorschläge für das Regierungsviertel und den vielen darin gelegenen Grundstücken des Bundes kommentiert, liegt daran, dass es einfach niemanden gibt. „Die Bundesregierung muss für die Hauptstadtplanung einen verantwortlichen Ansprechpartner benennen“, fordern die beiden Abgeordneten. Einen Staatssekretär zum Beispiel, sagt Eva Högl. Jemand, der ähnlich wie seinerzeit der Umzugsbeauftragte Klaus Töpfer (CDU), politische Weichenstellungen legen kann.

Was aber könnte des Bundes Beitrag zur Planung Berlins sein? Die Bereitstellung von Grundstücken für den Wohnungsbau, meint Gothe. Als der Bund kam, hieß es, er bringt seine Wohnungen mit. Weil nun aber auch andere kommen, nehme die „Gentrifizierung“ dennoch ihren Lauf. In dem Quartier rund um das Deutsche Theater werde für Wohnungen „richtig viel bezahlt“. Und der Druck auf die Mieten verdrängt auch manchen Berliner aus der nahe gelegenen Rosenthaler Vorstadt. Diese Entwicklung könne der Bund dämpfen, indem er Flächen für den Wohnungsbau bereitstellt. Läden im Erdgeschoss und richtig teure Marktmieten in den obersten Etagen, dazwischen Wohnungen „für 7,50 Euro pro Quadratmeter warm“, lautet Gothes Vorschlag.

Die Reserveflächen für den Bau von Ministerien, die in späteren Jahren von Bonn nach Berlin kommen, müsse man dazu nicht antasten. Dort, wo der Bund baut, sollte er seine Gebäude durch Cafés oder Läden im Erdgeschoss etwa öffnen. Trotz Sicherheitsanforderungen sei dies beim Außenministerium möglich, „auch wenn Besucher erst durch ein Röntgengerät laufen müssen“. Warum also nicht auch den „Lampenladen“, die Bundestagskantine, die direkt an der Spree liegt, öffnen? – eine gläserne Fassade gibt es ja schon.

Auch sollte der Bund den Bürgern Einlass gewähren in die wenig genutzte Bibliothek des Bundestages. Die zweitgrößte Parlamentsbibliothek der Welt könne die überfüllte Gebrüder-Grimm-Bibliothek der Humboldt-Uni entlasten. Die Umfahrung des Kanzleramtes an der Schweizer Botschaft, die sogenannte Michael-Schumacher-Schikane, solle zurückgebaut werden. Und der gründerzeitliche Altbau am Schiffbauer Damm, der der Vollendung von Axel Schultes’ „Band des Bundes“ im Wege ist, sollte Teil des geplanten Neubaus werden. Und noch etwas: am nördlichen Ufer des Spreebogens sollen an den Wegen Weiden gepflanzt werden. Von einer Atmosphäre „wie in Paris“, spricht Gothe, mit Anglern am Ufer.

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