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Mitte: Noch viel Luft im Schloss-Projekt

Die Beteiligung am Bauwettbewerb zum Berliner Stadtschloss ist geringer als erwartet. Und auch die Spendenflut lässt auf sich warten. Der Bau des Humboldt-Forums soll jedoch bereits 2013 abgeschlossen sein.

Das Interesse am Wiederaufbau des Schlosses hält sich in Grenzen – zumindest bei Architekten und potenziellen Spendern. Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee (SPD) hatte rund 1000 Bewerber für den Architektenwettbewerb Humboldt-Forum erwartet, doch beworben haben sich nur 158 Büros, viele davon aus Frankreich und England. Tiefensee tröstet sich nun damit, dass man bei der Vorauswahl gerade 150 Büros für den zweiten Durchgang auswählen wollte, sozusagen eine „Punktlandung“ gelungen sei. Im Frühsommer sollen rund 40 Büros mit Detailentwürfen in die engere Wahl kommen, bevor im November die Entscheidung fällt. Nun werde der Bund nicht mit Entwürfen „überschwemmt.“

Gerne aber wäre Wilhelm von Boddien, der Geschäftsführer des Fördervereins Berliner Schloss, von Spenden überschwemmt. Seit Wochen dümpelt die Summe eingegangener und zugesagter Spenden bei rund 15 Millionen Euro – 80 Millionen will der Verein für die Barockfassade sammeln. Der Bau des Humboldt-Forums soll 2010 beginnen, 2013 soll es fertig sein.

Die Zurückhaltung der Architekten beim Wettbewerb erklärt der Präsident der Bundesarchitektenkammer, Arno Sighart Schmid, damit, dass die Verbindung „historischer Repliken mit modernen Nutzungen“ sehr schwierig ist. Und dass die Planung für die Architekten zu teuer ist. Er glaubt nicht, dass die Teilnahmekriterien – ein Fünf-Millionen-Bauprojekt, 300.000 Euro Jahresumsatz, mindestens vier Mitarbeiter – zu streng sind. Das kritisieren viele Architekten; sie sehen außerdem die Kreativität begrenzt, weil drei barocke Fassaden schon feststehen.

Die Zurückhaltung der Spender sieht von Boddien darin begründet, dass die letzte Entscheidung für das Humboldt-Forums im Bundestag erst im November gefallen sei, als eine Kostenobergrenze von 552 Millionen Euro für den Bau festgelegt wurde. „Es läuft, es läuft an“, versichert Wilhelm von Boddien. Er rechnet damit, dass auch der Bundesbauminister öffentlich zum Spenden aufruft, nicht nur in Zeitungsinterviews. „Es geht um Spendervertrauen“, sagt er. Von Boddien erwartet, dass spätestens nach Abschluss des Architektenwettbewerbs die Spenden reichlicher fließen und Ende des Jahres „einige Millionen“ mehr auf dem Spendenkonto sind. Nach seinen Angaben sind 7,9 Millionen Euro zusammengekommen, Zusagen gibt es für 7,2 Millionen Euro, auf der „hohen Kante“ des Vereins sollen nach Abzug bisheriger Kosten zwei Millionen Euro liegen.

Was die Seriosität des Vereins angeht, verweist der Geschäftsführer auf das gerade erteilte Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI), ein Spenden-TÜV, der jährlich verlängert werden muss. „Wir stehen unter Beobachtung. Wer behauptet, wir sind unseriös, muss sich gerichtlich mit uns auseinandersetzen.“ Von einer Spendenlüge, wie sie der Architekt Philipp Oswalt behaupte, könne keine Rede sein. Die Fassade werde nicht teurer, die 80 Millionen, von denen 4,5 Millionen in die Planung, acht bis zehn Millionen in Modelle flössen, seien „durch Angebote untermauert“. Die Fassade koste 66 Millionen Euro. Tiefensee versichert, der Förderverein sei eine sichere Adresse, ein öffentlicher Spendenaufruf aber nicht geplant.

Aber Unsicherheiten gibt es: Der Förderverein schreibt im Internet, dass der „endgültige Bauherr des Schlosses und Humboldt-Forums noch nicht eindeutig feststeht“. Es könnten der Bund, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, auch ein anderer Träger sein. Vera Moosmayer vom Bundesbauministerium versichert: „Bauherr ist der Bund.“ Es gebe gerade Überlegungen, mit anderen Nutzern eine Bauherren-Form zu finden.

Von Boddien meint, die Spenden, „in welcher Form auch immer“, könnten nur an eine gemeinnützige Institution weitergeleitet werden. Er stellt sich – was gerade diskutiert wird – eine gemeinnützige Stiftung aus Stiftung Preußischer Kulturbesitz, der Zentral- und Landesbibliothek und der Humboldt-Uni vor, beteiligt daran der Bund und das Land Berlin. Die Stiftung könnte Partner beim Spendensammeln sein, der Förderverein das Geld für den Fassadenbau an diese Stiftung weiterleiten. Sie wäre Adresse für Großspender, die „aus Gründen ihres Ansehens“ lieber an eine Stiftung als an einen Förderverein zahlten. Das alles ist unklar, der Bund muss eine Lösung finden.

Für den Architekten Oswalt ist „nicht erkennbar, dass 80 Millionen zusammenkommen“. Die Fassade werde mindestens 100 Millionen Euro kosten. Spendenversprechen seien bislang eine Luftnummer, der Förderverein „schwächstes Glied“ beim Schlossaufbau.

Christian van Lessen

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