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Mitte: Panzer für den Checkpoint Charlie

Am Todesstreifen fahren wieder Panzer auf - vor der Infobox zum Kalten Krieg, die im Sommer als Vorläufer eines neuen Geschichtsmuseums öffnet.

Sachliche Informationen statt falscher Soldaten: Am Checkpoint Charlie soll bald besser über den Kalten Krieg informiert werden. Im Sommer öffnet die Infobox am einstigen Grenzübergang, in der die Besucher alles über die historischen Zusammenhänge der Teilung erfahren. Auch zwei Panzer fahren wieder auf, mit denen an die Ereignisse vom Oktober 1961 an der Kreuzung Friedrich-/Zimmerstraße erinnert werden soll. Damals standen sich dort amerikanische und sowjetische Soldaten gegenüber.

Die 200 Quadratmeter große, in Schwarz gehaltene Info-Box ist die Vorläuferin für das Museum des Kalten Krieges. Sie soll das Info-Angebot am früheren Kontrollpunkt ergänzen, wo es bislang das privat betriebene Museum „Haus am Checkpoint Charlie“ gibt und die Galerie aus Schautafeln. Mit der Eröffnung des Kalter-Krieg-Museums sei aber nicht vor 2015 zu rechnen, sagte Kulturstaatssekretär André Schmitz bei einer Vorbesichtigung der „Black Box“. Der Begriff lehne sich an den Flugschreiber in Flugzeugen an, „der alle Ereignisse aufzeichnet“, sagte Schmitz. Mehr als 20 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs sei eine Generation herangewachsen, die nichts mehr weiß vom Kalten Krieg, deren Lebensumfeld aber von den damaligen Ereignissen geprägt sei.

Das Konzept für die Box stammt von Jürgen Reiche, der auch die Ausstellung im Tränenpalast gestaltet hat und Ausstellungsdirektor im Bonner Haus der Geschichte ist. „Berlin ist das Rom des 20. Jahrhunderts, jeder Stein hat eine Historie. Die Leute gieren nach Infos“, sagte er. Der Pavillon sei eine „Gegenbewegung zur Banalisierung der historischen Dimension der Stadt“. Damit spielte er auf die verkleideten Schauspieler an, die an historischen Orten den Touristen das Geld aus der Tasche ziehen. Der Checkpoint Charlie sei „stark dem Kommerz verfallen“, ergänzte Kulturstaatssekretär Schmitz. Er betonte, dass die Box nicht mit anderen Erinnerungsstätten konkurrieren soll. Berlins zeithistorische Einrichtungen wie die Gedenkstätten Hohenschönhausen und Bernauer Straße seien „Erfolgsbringer“, die Besucherzahlen in den vergangenen zehn Jahren von 2,9 Millionen auf jetzt über zehn Millionen im Jahr gestiegen.

Experte für die Teilung: Jürgen Reiche hat nicht nur das Konzept für die neue Infobox am Checkpoint Charlie erarbeitet, sondern auch die Ausstellung im Tränenpalast am Bahnhof Friedrichstraße gestaltet.
Experte für die Teilung: Jürgen Reiche hat nicht nur das Konzept für die neue Infobox am Checkpoint Charlie erarbeitet, sondern auch die Ausstellung im Tränenpalast am Bahnhof Friedrichstraße gestaltet.

© dpa

200 Objekte und 16 Medienstationen wird es in der Black Box geben. Die Ausstellung beginnt mit der Blockbildung nach dem Zweiten Weltkrieg, führt dann über Eskalation und Erstarrung in Europa, den Mauerbau bis zur Auflösung des Ostblocks. Abschluss ist die Frage, wo es heute noch Teilung gibt, beispielsweise in Korea. Immer im Mittelpunkt stehen Berlin und die Auswirkungen der Weltpolitik auf die Stadt. Es sei die erste Ausstellung in Deutschland, die nationale und internationale Aspekte berücksichtige, sagte Reiche. Unterstützung komme von Politikern und Forschern aus Europa und der USA. Sowohl im Pavillon als auch auf der 1200 Quadratmeter großen Freifläche drumherum sind kleine Kinos geplant. Außer den Panzern sollen draußen ein Beobachtungsturm und Mauerreste stehen. Die Umrahmung durch die Schautafeln soll bleiben und die Galerie auch auf der Rückseite erweitert werden. Der Besuch der Freifläche soll gratis sein, für das Museum wolle man etwa drei Euro Eintritt verlangen, sagte Monica Geyler-von Bernus vom Betreiber Berliner Forum für Geschichte und Gegenwart. Finanziert wurde die Black Box mit 120.000 Euro aus dem Vermögen früherer DDR-Organisationen. Das Innere soll mit Landesmitteln ausgestattet werden.

Das Ende der Box ist bereits absehbar. In zwei bis drei Jahren will der irische Investor Cannon Kirk mit der Bebauung des Grundstücks beginnen, die Verhandlungen dazu laufen nach Angaben des Kulturstaatssekretärs. Ins Erdgeschoss ziehe auf 3000 Quadratmetern das Museum des Kalten Krieges ein. Nach einer Finanzspritze von sechs Millionen Euro vom Land soll es sich selbst tragen. Dann sei „die Vollendung des dezentralen Erinnerungskonzeptes von Berlin“ abgeschossen, sagte Schmitz. Die Infobox soll dann anderswo aufgestellt werden.

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