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Berlin: Mitten in der Havel gähnt eine tiefe Grube - die Spandauer Schleuse

Wegen des schwierigen Baugrunds verzögert sich die Fertigstellung bis 2002Rainer W. During Die neue Spandauer Schleuse nimmt Gestalt an.

Wegen des schwierigen Baugrunds verzögert sich die Fertigstellung bis 2002Rainer W. During

Die neue Spandauer Schleuse nimmt Gestalt an. Deutlich lassen sich die einzelnen Bauteile erkennen. Das sogenannte Oberhaupt - der nördliche Eingangsbereich der Konstruktion - ist bereits als zehn Meter tiefe Baugrube trockengelegt. Indessen wird der Havelboden im Bereich der künftigen Kammer noch ausgebaggert, ist ein Taucher dabei, Unebenheiten zu beseitigen. Vor wenigen Tagen wurden unweit der Juliusturmbrücke rund 530 Kubikmeter Beton ins Wasser gepumpt. Sie bilden das Fundament des Unterhauptes, das durch 20 Meter lange Stahlanker vor dem Auftrieb gesichert wird, erläutert Bauleiter Jörg Schmiedeck vom Wasserstraßen-Neubauamt.

Im Frühjahr 2002 soll die Schleuse in Betrieb gehen und dann auch große Europaschiffe aufnehmen, denen bisher diese Route verwehrt ist. Damit liegt man drei bis vier Monate hinter dem ursprünglichen Zeitplan. Ursache ist eine in zehn Metern Tiefe entdeckte Geröllschicht mit Findlingssteinen von bis zu 80 Zentimetern Durchmesser. Sie mussten erst entfernt werden, bevor die Spundbohlen in den Boden gepresst werden konnten. Das geschah weitgehend erschütterungsfrei, um die Wohnhäuser und die Zitadelle nicht zu gefährden.

Auch der Abriss der alten Schleuse, die mit insgesamt 924 Kilogramm Sprengstoff etappenweise zerlegt wurde, ging reibungslos über die Bühne. 9500 Kubikmeter Mauerreste, 1100 Kubikmeter Holz und 1100 Tonnen Stahl wurden auf dem Wasserweg abtransportiert. Auch das Pumpwerk am Westrand kann gebaut werden. Der Besitzer eines Hauses im Kolk hatte durch die Anker, die schräg unter sein Gebäude getrieben werden sollen, Schäden befürchtet. Gutachten haben laut Schmiedeck allerdings inzwischen ergeben, dass dieses Haus nicht, wie zunächst vermutet, auf Pfählen gegründet ist. Vor dem Bundesverwaltungsgericht schlossen die Parteien daraufhin einen Vergleich. Das Pumpwerk wird gebraucht, um bei Niedrigwasser das beim Schleusungsvorgang in die Unterhavel geleitete Nass in die Oberhavel zurückzuführen.

Nördlich davon wird das Steuerhaus entstehen. Als Fundament dienen neun große Stahlbetonpfähle, deren Bau im nächsten Frühjahr beginnt. Bis dahin werden auch die Baugruben von Kammer und Unterhaupt gelenzt. Auf die einen Meter dicke Betonsohle kommt dann auch hier eine weitere, bis zu zweieinhalb Meter dicke Betonschicht. Parallel dazu wird dann auch schon mit der Ausrüstung der künftigen Schleuse begonnen. "Bestimmte Armierungen müssen bereits in dieser Phase eingesetzt werden", erläutert der Baubevollmächtigte.

Obwohl laut Baugenehmigung montags bis sonnabends von 7 bis 20 Uhr gearbeitet werden darf, sollen Einsätze an Sonnabenden die Ausnahme bleiben. Denn man ist darauf bedacht, die Belästigung der Anwohner so gering wie möglich zu halten. Deshalb erfolgen die Betonlieferungen auch nicht, wie ursprünglich geplant, von der Juliusturmbrücke aus, sondern über das Zitadellenvorfeld. Das Verhältnis zu den anfangs skeptischen Nachbarn hat sich längst normalisiert. Gelegentlich gibt es laut Schmiedeck berechtigte Lärmbeschwerden, auf die sofort reagiert wird.

Die Wände der 115 Meter langen Schleusenkammer werden 1,65 Meter, die der Häupter vier Meter dick. Bis zur Fertigstellung werden 16 000 Kubikmeter Stahlbeton, 1184 Tonnen Bewehrungsstahl, 767 Tonnen Stahlkonstruktion sowie 496 Pfähle und Anker verbaut sein. 55 Millionen Mark kosten Abriss und Neubau. Noch können strenge Winter den Zeitplan über den Haufen werfen. Jörg Schmiedeck denkt mit Grausen an die dreieinhalbmonatige Schifffahrtssperre beim Ausbau des Oder-Spree-Kanals in Eisenhüttenstadt, die im Winter 1995/96 durch Dauerfrost und Eisbildung verursacht wurde. Eine überwiegend im Wasser liegende Baustelle werde bei derartiger Witterung praktisch lahm gelegt. So hofft man in Spandau auf mildes Klima.

Rainer W. During

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