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Mobbing in der Schule: Spirale der Gewalt

Durch Rollenspiele lernen Schüler, gegen Mobbing vorzugehen. Das ist auch nötig, denn 40 Prozent der Opfer werden später selbst zu Tätern. Die Deutsche Bahn will den Schulen helfen, die Spirale der Gewalt zu durchbrechen.

Es fing harmlos an. Die Jungen schlugen sich in der Pause gegenseitig in den Nacken – eine Art Ritual, auch unter dem Namen „Geburtstagsschläge“ bekannt. Unheimlich wurde es erst, als ein einziger Junge plötzlich alle Nackenschläge abbekam und sich ohne dicken Schal nicht mehr auf den Schulhof traute. Da taten die Schläge dann nicht mehr körperlich weh, sondern nur noch seelisch. Diese Geschichte wurde am Dienstag im 18. Stock des Bahn-Towers am Potsdamer Platz erzählt. Dort berichteten Schüler und Lehrer über ihre Erfahrungen mit Mobbing und darüber, was sie gegen diese Form von Gewalt unternommen haben. Eine zentrale Rolle spielt dabei ein Anti-Mobbing-Programm, das von dem FU-Entwicklungspsychologen Herbert Scheithauer konzipiert und von der Bahn mitfinanziert wird. Es nennt sich „fairplayer“ und richtet sich an die siebten bis neunten Klassen. Damit es greift, werden mehrere Lehrer oder Sozialarbeiter einer Schule fortgebildet. Ihre Aufgabe besteht darin, im Schulalltag das Verständnis für soziales Verhalten und Zivilcourage bei Mobbing zu entwickeln. Das geschieht im Unterricht etwa durch Rollenspiele, die den Schülern verdeutlichen, wie sich Täter, Opfer, Unterstützer und Mitläufer beim Mobbing typischerweise verhalten. Das Pankower Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Gymnasium ist für Berlin Vorreiter bei den „fairplayern“. Vertreter der Schule erläuterten am Dienstag, wie das Programm ihnen geholfen hat, Mobbing- Vorkommnisse zu erkennen und zu entschärfen. „Uns wurde klargemacht, wie schlimm es für das Opfer ist“, erzählt der 16-jährige Luc, der seit der achten Klasse an dem Programm teilgenommen hat. Forscher und Schulpraktiker sind sich darin einig, dass der Umfang des Mobbings weiter zunimmt – vor allem des Mobbings im Netz. „20 bis 30 Prozent der Schüler waren schon mal Opfer von Cybermobbing, und von ihnen werden 40 Prozent wiederum zu Tätern“, zitiert Michael Retzlaff, Referatsleiter im Landesinstitut für Schule und Medien (Lisum), aus nationalen und internationalen Studien. Da bereits über 70 Prozent der Schüler ein Smartphone besitzen, können sie sich dem Bloßstellen und Beleidigen im Netz kaum noch entziehen. Deshalb bietet das Lisum Fortbildungen sowie spezielles Material für Eltern, Schüler und Lehrer an, die sich mit dem Thema auseinandersetzen wollen.

Anmeldungen für das Projekt „fairplay“ unter www.fairplayer-fortbildung.de. Für die ersten 100 Pädagogen ist die Teilnahme durch das Bahn-Engagement nahezu kostenlos. Infos zum Lisum-Programm „Respekt im Netz“: http://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/cyber-mobbing.html

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