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Akustik mit Noppen. Der Potsdamer Nikolaisaal wird zehn. Foto: ddp

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Berlin: Modernität hinter Barockmauern Zehn Jahre Nikolaisaal in Potsdam

Potsdam - Man muss ihn schon finden wollen, den Potsdamer Konzertsaal, der versteckt zwischen Marstall und Fußgängerzone in einer Kopfsteinpflasterstraße liegt. Doch wer erst einmal den Eingang in der Wilhelm-Staab-Straße 10/11 entdeckt und einen kleinen Innenhof durchschritten hat, wird erstaunt sein über die moderne Architektur, die sich hinter barocken Mauern eröffnet.

Potsdam - Man muss ihn schon finden wollen, den Potsdamer Konzertsaal, der versteckt zwischen Marstall und Fußgängerzone in einer Kopfsteinpflasterstraße liegt. Doch wer erst einmal den Eingang in der Wilhelm-Staab-Straße 10/11 entdeckt und einen kleinen Innenhof durchschritten hat, wird erstaunt sein über die moderne Architektur, die sich hinter barocken Mauern eröffnet. Dem südfranzösischen Architekten Rudy Riccotti ist hier ein kleiner Geniestreich gelungen. Auf ein distinguiert dunkles Foyer folgt ein lichter 725-Plätze-Saal, der zu schweben scheint: Wie eine Schallwelle steigt die Rückwand des Orchesterpodiums auf, rauscht geradezu die Saaldecke hoch. Riccottis Kreation überrascht mit einer Tugend, der man hierzulande viel zu selten begegnet: Sie hat Charme. Alles ist leicht und heiter in diesem Raum, vom beigefarbenen Anstrich über die kecken, eiförmigen Wandausbuchtungen bis zu den geblümten Sesseln. Und die Akustik ist hervorragend.

Kein Wunder, dass sich der Nikolaisaal schnell zum Publikumsmagneten mit 90 Prozent Platzauslastung entwickelt hat. Zumal Intendantin Andrea Palent ihn mit einem ebenso spannenden wie abwechslungsreichen Programm zu bespielen weiß. Neben traditionellen Sinfoniekonzerten gibt es auch Konzertreihen mit Jazz, Crossover und Filmmusik, dazu Tanz im Foyer, Zeitgenössisches und jede Menge Kinderveranstaltungen.

Wenn nun der zehnte Geburtstag des Hauses gefeiert wird – unter anderem mit einem Familientag bei freiem Eintritt am heutigen Sonntag ab 14 Uhr – gibt es allen Grund, stolz zu sein. Denn angefangen hatte die Erfolgsgeschichte ganz unharmonisch: Just in dem Moment, als mit dem Nikolaisaal der Landeshauptstadt wieder eine Spielstätte von internationalem Niveau zur Verfügung stand, beschloss man in Potsdam, das städtische Orchester aufzulösen. Darum mussten zunächst die Orchester aus Frankfurt/Oder und Brandenburg die Bespielung alleine bestreiten. Sie gastieren zwar immer noch regelmäßig im Nikolaisaal, doch seit 2001 gibt es zum Glück auch ein hauseigenes Ensemble, die 29-köpfige Kammerakademie Potsdam, ein Zusammenschluss des Berliner „Ensemble Oriol“ und des Potsdamer „Persius-Ensemble“. 800 Konzerte hat die Kammerakademie seitdem absolviert, über 200 000 Zuhörer erreicht – und sich schnell einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Mit Antonello Manacorda steht ab dieser Saison ein junger Italiener an der Spitze des Ensembles, dessen offizielles Antrittskonzert am 16. Oktober mit Neugier erwartet wird. Übrigens: Aus dem Südwesten Berlins ist man schneller beim Nikolaisaal als am Gendarmenmarkt. Frederik Hanssen

Nähere Informationen im Internet:

www.nikolaisaal.de

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