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Berlin: Modersohnbrücke frei: Die Anwohner fürchten einen neuen Schleichweg

Friedrichshain. Trotz Kälte und Nieselregens versammelten sich gestern fast zweihundert Anwohner und am Bau Beteiligte zur Eröffnung der neu errichteten Modersohnbrücke in Friedrichshain.

Friedrichshain. Trotz Kälte und Nieselregens versammelten sich gestern fast zweihundert Anwohner und am Bau Beteiligte zur Eröffnung der neu errichteten Modersohnbrücke in Friedrichshain. Die parallel zur Warschauer Brücke verlaufende und nach dem Kunstmaler Otto Modersohn benannte Brücke verbindet den Stralauer Kiez rund um den Rudolfplatz mit dem Wohngebiet rund um den Boxhagener Platz.

Die bereits seit dem Zweiten Weltkrieg beschädigte und deshalb für schwere Lkw gesperrte Brücke musste im Frühjahr 1998 endgültig gesperrt und abgerissen werden. Damals fielen Putzteile von der Brücke auf die Eisenbahngleise und gefährdeten den Zugverkehr. In den vergangenen 25 Monaten errichtete die Berliner Firma Krupp Stahlbau eine neue, 72 Meter lange Bogenbrücke. Einschließlich der von je 16 neugepflanzten Bäumen flankierten Rampen ist das elegant aussehende Bauwerks sogar 240 Meter lang. Eine Besonderheit der gut 20 Meter breiten Brücke sind die großzügigen Fuß- und Radwege auf beiden Seiten. Insgesamt hat der Neubau 7,26 Millionen Euro gekostet; Land und Bahn tragen je die Hälfte. Für Peter Debuschewitz, Konzernbevollmächtigter der Bahn AG, ist die Brücke „das erste Element der Erneuerung der Bahnanlagen zwischen Ostbahnhof und Ostkreuz“.

Viele Anwohner sahen der Eröffnung der Brücke mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits begrüßen sie den Neubau, andererseits befürchten sie, dass die Brücke zum neuen Schleichweg zwischen Treptow / Neukölln und dem nördlichen Friedrichshain wird. Deshalb appellierte der Friedrichhain-Kreuzberger Baustadtrat Franz Schulz (Grüne) in seiner Eröffnungsrede an die Vertreterin von Verkehrssenator Peter Strieder (SPD), Staatssekretärin Maria Krautzberger, seine Bemühungen um ein „umfassendes Verkehrsberuhigungskonzept im Boxhagener Kiez“ zu unterstützen. Auch der Sprecher des Runden Tisches Verkehr des Bezirks, Mirko Assatzk, forderte eine „große Lösung mit sehr vielen Einbahnstraßen“, die den Durchgangsverkehr fernhalten sollen. Insbesondere verlangt er ein Benutzungsverbot der Brücke für Lastwagen über 7,5 Tonnen. Stadtrat Schulz dagegen möchte nur an „einigen strategischen Punkten Einbahnstraßen ausweisen“.

Begleitet wurde die Eröffnung auch von Protesten des nahe gelegenen Jugendprojektes „Nische“, das wegen der Sparmaßnahmen des Bezirks zum Jahresende geschlossen wird.

Christoph Villinger

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