zum Hauptinhalt

Berlin: Möbelhändler Rahaus schließt zwei Filialen

Auch andere Einrichtungsläden an Kantstraße und Ku’damm verlieren Kunden – trotz des Magneten Stilwerk

Die Möbelbranche steckt in der Krise, das zeigt sich jetzt auch in gleich zwei Geschäften der Berliner Traditionsfirma Rahaus: „Wir ziehen hier aus“, verkünden Schilder an der Kant- / Ecke Uhlandstraße und am Kurfürstendamm 74 nahe der Schaubühne am Lehniner Platz. Der Ausverkauf ist schon in vollem Gange, die Schließung beider Standorte folgt zum Jahresende. Immerhin: Die größeren Rahaus-Filialen am Wittenbergplatz und an der Franklinstraße sind laut Roman Rahaus nicht bedroht. Im Gegenteil: Der Junior-Chef rechnet damit, „viel Umsatz auf die anderen Filialen verteilen“ zu können. Diese lägen ja nicht weit entfernt.

„Die Mieten sind zu hoch und die Verkaufsflächen zu klein“, begründet Rahaus die Schließungen. Gleichzeitig seien „wie überall im Handel die Umsätze zurückgegangen.“ Tatsächlich hat der Verband der Deutschen Möbelindustrie gerade schlechte Zahlen veröffentlicht. Bundesweit nahm die Branche in den ersten acht Monaten dieses Jahres 10,1 Prozent weniger ein als im gleichen Vorjahreszeitraum. Bei Möbeln für Wohn-, Ess- und Schlafzimmer betrug der Rückgang sogar 17,2 Prozent.

An der Kantstraße wirft die Geschäftsaufgabe aber auch die Frage auf, welche Anziehungskraft das Design-Center Stilwerk und das Dutzend weiterer Möbelgeschäfte in der Nachbarschaft noch haben. Das Einrichtungszentrum mit fünf Etagen und 57 Mietern hatte im November 1999 eröffnet. Es entwickelte eine Sogwirkung auf zusätzliche Händler aus der Branche, die ins Karree zwischen Uhlandstraße und Savignyplatz zogen. Allerdings gab es seitdem nicht nur Neuzugänge: In diesem Jahr schloss bereits das Leuchtengeschäft Arno.

„Das Stilwerk war auch für uns ein Ansporn, aber das ist es nicht mehr“, sagt die Chefin der zwei Einrichtungsläden der Firma „Lothar Heubel“, Brigitta Sternberg. Die im In- und Ausland tätige Kette hatte nicht zuletzt wegen des großen Nachbarn 1999 in Berlin eröffnet. Anfangs seien „Massen“ von Menschen aus dem Stilwerk geströmt, von denen viele danach noch die Läden auf der anderen Straßenseite besucht hätten, erzählt Brigitta Sternberg. Jetzt sei es deutlich ruhiger geworden. Die Geschäftsführerin erklärt sich dies zum Teil damit, dass die Möbel im Stilwerk „recht teuer“ seien. Natürlich spiele auch die Konjunkturflaute eine Rolle. In den ersten Monaten nach der Euro-Einführung habe es „einen totalen Umsatzeinbruch“ gegeben. Die Rahaus-Schließung bedauert die Chefin, weil die sehr verschiedenen Möbelgeschäfte in der Nähe bisher eine „gute Runde“ gebildet und sich „keine Konkurrenz“ gemacht hätten.

So sieht es auch Damian Mikuszewski vom Bettengeschäft „das bett“. Die östliche Kantstraße sei für Möbelkäufer attraktiv, weil es eine große Auswahl an einer Stelle gebe: „Die Menge macht’s.“ Die Probleme von Rahaus und eigene Umsatzrückgänge führt er nicht auf den Standort zurück. Als Mitglied eines regionalen Fachverbands kenne seine Firma Prognosen, wonach der Branche im kommenden Jahr sogar Umsatzverluste von 20 bis 22 Prozent drohen.

Der Center-Manager des Stilwerks, Klaus Gennrich, ist nach wie vor „mit dem Standort zufrieden“. Allerdings sei die „Konsumenthaltung“ vieler Menschen spürbar. „Wir können nicht sagen, dass alles super läuft.“ Mit Aktionen wie der Beteiligung an der „Langen Nacht des Shoppings“ am 26. Oktober locke man aber zusätzliches Publikum an. Der Rahaus-Laden mit „eher billigem“ Sortiment passte nach Gennrichs Meinung nicht in das Umfeld anspruchsvollerer Geschäfte. Wahrscheinlich habe auch der Parkplatzmangel in der Uhland- und Kantstraße das Käuferinteresse gebremst (das Stilwerk besitzt deshalb ein eigenes Parkhaus).

Im Alessi-Laden im Stilwerk ist Geschäftsführer Heinrich Degenhardt „auf alle Fälle zufrieden“ und meint: „Wer hierher kommt, der kommt gezielt.“ Verhaltener äußert sich Ursel Hendrischk von der Firma Jacobs Raumausstattung : „Die absolute Zufriedenheit fehlt.“ Die Werbung für das Stilwerk reiche noch nicht aus, und der „Euro-Schock“ mit hohen Einnahmeverlusten sei gerade erst überwunden worden. Trotzdem sieht die Angestellte die Entwicklung der Kantstraße positiv. Endlich bestimmten nicht mehr billige Im- und Exportläden das Bild der Gegend, lobt sie: „Die Anziehungskraft nimmt zu.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false