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Mövenpick-Restaurant schließt: Ende nach 28 Jahren

Seit fast 30 Jahren gibt es das Restaurant Mövenpick nun schon im Europa-Center. Doch 2014 macht der Laden dicht. Der Betreiber findet ihn nicht mehr „zeitgemäß“ - hat er Recht?

Vormittags, 10.33 Uhr, erste Etage im Europa-Center, Mövenpick-Restaurant. Das Frühstücksbuffet ist üppig aufgedeckt, hungrig greifen die Gäste zu, und aus den dezent ins Interieur eingearbeiteten Boxen weht „Conquest of Paradise“ von Vangelis. Ein gewaltiges, ein bedrohliches Lied. Henry Maske lief dazu früher in den Ring. Heute vertont es perfekt die Meldung des Tages: Das Mövenpick-Restaurant schließt nach fast 30 Jahren. Warum?

Zu Beginn des kommenden Jahres läuft der Pachtvertrag aus und wird von Betreiberseite nicht verlängert – aus konzeptionellen und strategischen Gründen, bestätigt Konzernsprecherin Nicole Maissen. „Ein klassisches Fine-Dining-Restaurant auf solch einer großen Fläche zu bewirtschaften, ist nicht mehr zeitgemäß.“ 1810 Quadratmeter nimmt das Restaurant ein, 440 Plätze plus 150 Plätze außen, die großen Panoramafenster bieten eine ideale Sicht auf Breitscheidplatz und Gedächtniskirche, auf Tauentzientaumel und Kurfürstendammhektik.

Seit 1984 wird das Mövenpick als Frühstücksadresse gemocht, nun weicht es, vermutlich im Januar. Bis zum 5. Januar werden noch Reservierungen angenommen, der exakte Auszugstermin soll Mitte November feststehen. 70 Mitarbeiter sind von dem Aus betroffen, sie wissen seit ein paar Tagen Bescheid, haben neulich schon Abschied gefeiert. Eine traurige Fete, in kleinen Verschnaufpausen zeigen sie sich an diesem Vormittag die Handyfotos jenes Abends. Die drohende Arbeitslosigkeit dürfen sie nicht kommentieren, alle Anfragen bitte an den Herrn Direktor, Sven Schaller. Und wo ist Herr Schaller? „Der Herr Direktor befindet sich im Urlaub, eine Woche noch.“

1984 eröffnete das Mövenpick-Restaurant im Europa-Center, das damals noch als zeitgemäße, sogar moderne Mall galt. Mittlerweile hat die Einkaufsmeile Patina angesetzt, die großen Ketten in der Nachbarschaft rauben die Laufkundschaft – und dem Mövenpick damit wohl auch die Gäste, die es für einen Fortbestand gebraucht hätte. Mit der traditionsreichen Adresse stirbt ein Stück City-West-Gastronomie, die Gegend wandelt sich, nur das Europa-Center hält nicht Schritt. „Natürlich ist es schade, dass ein Restaurant mit dieser Erfahrung auszieht“, kommentiert Thomas Lengfelder, verantwortlicher Geschäftsführer des Berliner Hotel- und Gaststättenverbandes. Aber man müsse nun erstmal abwarten, was an gleicher Stelle einziehe.

Das Center-Management bestätigt auf Anfrage, dass man schon mit einem Nachfolger verhandele. Ein großes Gastronomie-Konzept wolle einziehen, den Namen könne man noch nicht sagen, nur soviel: Es ist kein Fast Food. Passt der Neue in die Nachbarschaft? Von einer gastronomischen Rezession der ganzen Gegend will Thomas Lengfelder nicht sprechen, im Gegenteil: „Die aufwendige Renovierung des Breitscheidplatzes bringt doch eine enorme Aufwertung.“ Vielleicht hat er Recht. Das Mövenpick aber wird nicht mehr teilhaben an dieser Aufwertung.

Direkt nach Vangelis läuft im Radio an diesem Vormittag übrigens ein Hit von Wham: Wake Me Up Before You Go-Go.

Moritz Herrmann

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