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Mord an Jürgen Bohm: Eine Kerze erinnert an den Jogger

Vor fünf Jahren wurde der Unternehmensberater Jürgen Bohm in Wilmersdorf erstochen. Die Tat ist ungesühnt

Manchmal bleibt ein Spaziergänger stehen, manchmal stoppt ein Radler. Jogger laufen meist vorbei, wollen ihren Rhythmus nicht unterbrechen. Unter Büschen brennt im Volkspark Wilmersdorf ein Friedhofslicht, daneben duckt sich ein kleiner Gedenkstein. „Jürgen“ steht nur darauf, und ein Datum: Fünf Jahre ist es jetzt her, dass im winterlichen Park ein Jogger ermordet wurde.

Jürgen Bohm, damals 52 Jahre alt, wurde am 28. Dezember 2001 erstochen, nahe der Prinzregentenstraße, frühmorgens gegen 6.15 Uhr. Es ist einer der rätselhaftesten Fälle der letzten Jahre. Es gibt keine Zeugen, und es gibt kein Motiv. Die wenigen Spuren brachten die Mordkommission nicht weiter. Der Mörder wurde nie gefasst, auch das Motiv ist bislang ungeklärt. Der Unternehmensberater hatte nur ein paar Mark für frische Schrippen dabei. Der Vater zweier Kinder brachte vom Laufen seiner Familie immer das Frühstück mit. Gegen einen Streit unter Fremden spricht, dass Bohm mit 23 Stichen in den Kopf getötet wurde. Woher kam dieser Hass?

Sofort nach der Tat hatte die Polizei einen Zeugenaufruf veröffentlicht. Es meldete sich eine Frau, die von weitem einen Streit gehört haben will. Gesehen hatte sie im Dunkeln nichts. Immer wieder wurden danach die Familie, die Freunde und die Geschäftspartner des Geschäftsmanns befragt, regelrecht gelöchert – vergeblich. Nach knapp zwei Jahren wurde der Fall in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ ausgestrahlt – was in der Regel als der letzte Strohhalm der Ermittler gilt. Ein Berliner Kommissar hielt in der Sendung einen auffälligen Schuh in die Kamera: den Typ „Memphis“ der Firma Deichmann, Größe 43 bis 46, schwarzes Leder, verkauft 1999 und 2000. So einen Schuhabdruck hatten die Ermittler aus den Spuren im Schnee rekonstruiert. Doch die Fleißarbeit half nicht. Auch nach der „XY“-Sendung ging kein Hinweis ein.

Akten von Mordfällen werden offiziell nie geschlossen, doch die Chancen schwinden mit jedem Jahr. Vom Mörder konnte am Tatort keine DNA gesichert werden. Damit ist ein Abgleich mit der Datenbank ausgeschlossen. Mehrfach sind in den vergangenen Jahren alte Fälle aufgeklärt worden, nachdem Straftätern nach neuen Verbrechen eine Speichelprobe abgenommen worden war. Im Fall Bohm bleibt den Ermittlern die schwache Hoffnung, dass der Täter sich eines Tages verplappert oder gesteht – weil er mit der Last nicht mehr leben kann.

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