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Kerzen am Malchower See, wo Maria P. aufgewachsen ist, erinnern an die getötete 19-Jährige. Der Staatsanwalt fordert für ihre mutmaßlichen Mörder die Höchststrafe.

© Oliver Mehlis/dpa

Update

Mord an schwangerer Maria P. in Berlin: Verteidiger verlangen Freispruch - Ankläger 15 Jahre Haft

15 Jahre Jugendhaft nach dem grausamen Feuertod der schwangeren Frau oder Freispruch aus Mangel an Beweisen? Das Urteil im Fall Maria P. soll am Freitag fallen.

Die beiden mutmaßlichen Mörder der schwangeren Maria P. sollen nach dem Willen der Staatsanwaltschaft 15 Jahre hinter Gitter – nach Jugendstrafrecht die höchstmögliche Strafe. Eren T., der Vater des toten Kindes, und Daniel M. hätten die 19-Jährige in einen Wald in Berlin-Adlershof gelockt, misshandelt, mit Benzin übergossen, bei lebendigem Leib verbrannt – grausam, heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen hätten die 20-Jährigen gehandelt. Daniel M. zudem aus Mordlust, hieß es im Plädoyer des Staatsanwalts. Dagegen verlangten die Verteidiger Freispruch.

Wieder herrschte große Betroffenheit im Gerichtssaal. Maria P., im achten Monat schwanger, habe „unerträgliche, unvorstellbare Qualen körperlicher und seelischer Art erlitten“, sagte Staatsanwalt Martin Glage. Auch das Kind sei qualvoll im Bauch der Mutter erstickt. „Es hatte schwarze Locken wie der Vater.“ Eren T. hörte diese Worte äußerlich völlig regungslos – so, wie er bei der Polizei saß kurz nach der Tat und dann in dem viermonatigen Prozess. Sein Anwalt kommentierte: „Es gibt eben Menschen, die mit einer schlimmen Sache anders umgehen können.“

Vielzahl von Indizien

Ein Verbrechen, das bundesweit für Entsetzen sorgte. Die Angeklagten sollen die hochschwangere Maria P. am Abend des 22. Januar vorigen Jahres in ein Waldstück in Adlershof gelockt haben. Dort sei die 19-Jährige geschlagen, durch Messerstiche in den Bauch misshandelt, dann mit Benzin übergossen und mit einem Feuerzeug angezündet worden. Kurz nach der Tat waren ihr Ex-Freund T. und dessen früherer Mitschüler verhaftet worden. Bei der Polizei hatten sie sich gegenseitig bezichtigt. Vor dem Landgericht schwiegen sie.

„An der Schuld der beiden Angeklagten gibt es keine vernünftigen Zweifel“, sagte Glage. Er könne sich dabei auf eine Vielzahl von Indizien wie DNA- und Benzinspuren, Aussagen von Daniel M., Chats der Angeklagten per Handy stützen. Eren T. habe das Kind nicht gewollt. „Es reifte der Plan, Maria P. und das ungewollte Kind notfalls umzubringen.“ T. habe sich mit Daniel M., einem früheren Mitschüler, einen „Mitvollstrecker“ gesucht, der keine Skrupel bei Gewalt hat und vorbestraft ist. M. habe die „barbarische Gewalttat“ als Helfer und zu seinem Vergnügen begangen.

"Perfider geht es nicht"

Eren T. sei der Initiator des Verbrechens, so der Ankläger. „Außerordentlich perfide“ sei T. vorgegangen. Weil es in den Wochen vor der Tat Funkstille zwischen ihm und Maria P. gab, habe er gezielt Vertrauen wieder aufgebaut und zwei Tage vor der Tat bei ihr übernachtet – „eiskalt – perfider geht es nicht“. Eren T. und M. hätten sich unfassbar weit von allen Wertvorstellungen der Rechtsgemeinschaft entfernt.

Doch den Überzeugungen des Anklägers setzten die Verteidiger Plädoyers entgegen, in denen Fragezeichen dominierten. Sichere Feststellungen dazu, ob Eren T. am Tatort im Wald war, würde es nicht geben. So habe ein Zeuge erklärt, er habe zwei Personen in die Köllnische Heide in Adlershof gehen sehen. „Vielleicht waren es Daniel und Maria, vielleicht waren es andere Personen – wir wissen es nicht.“ Und vielleicht „war es ein furchtbarer Unfall.“ Es sei völlig unklar, wer in dem Wald was und warum getan habe. „In dubio pro reo – im Zweifel für den Angeklagten“, verlangten die Verteidiger. Das Urteil soll am Freitag fallen.

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