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Berlin: Mord im Bundeswehrkrankenhaus: "Ich dachte, ich tue den Patienten etwas Gutes"

Der ehemalige Pfleger des Bundeswehrkrankenhauses in Mitte, der 1996 fünf Patienten das Leben genommen hat, bewertet seine Taten offenbar als eine Art Sterbehilfe. Der 27-jährige Thomas K.

Der ehemalige Pfleger des Bundeswehrkrankenhauses in Mitte, der 1996 fünf Patienten das Leben genommen hat, bewertet seine Taten offenbar als eine Art Sterbehilfe. Der 27-jährige Thomas K. "will aus Mitleid mit den Schwerkranken gehandelt haben", teilte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Sascha Daue, gestern mit. Wie der Tagesspiegel zuvor berichtet hatte, wird gegen den psychisch kranken K. wegen mehrfachen Totschlags ermittelt. Der frühere Zeitsoldat und ehemalige Feuerwehrmann ist seit 1998 im Krankenhaus des Maßregelvollzugs der Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik in Reinickendorf untergebracht, weil er im schuldunfähigen Zustand mehrere Brandstiftungen begangen hatte.

Im Verlauf seiner Therapie hatte K. die Tötungen gestanden und sich nach einem Gespräch mit seinem Anwalt selbst angezeigt, wie der Sprecher des Senatsverwaltung für Gesundheit, Klaus-Peter Florian, sagt. Florian wertet dies als einen Erfolg der Therapie. Da nicht ausgeschlossen werden könne, dass der Mann zum Tatzeitpunkt geistig verwirrt und damit schuldunfähig war, hat das Amtsgericht Tiergarten einen Unterbringungsbeschluss erlassen. Darin wird angeordnet, dass Thomas K. auch in Zukunft in der Psychiatrie verbleibt.

Den bisherigen Ermittlungen zufolge hat K. zwischen Januar und September 1996 fünf ältere Patienten getötet, indem er ihnen Überdosen von Medikamenten verabreichte oder die ärztlich verordneten Medikamente absetzte. Als Motiv führt er ein "Schlüsselerlebnis" aus dem Jahr 1995 an. Damals habe er einen 35-jährigen Patienten gepflegt, der ein halbes Jahr im Koma lag und beatmet werden musste. Bei der Obduktion habe er gesehen, dass die Organe durch die medikamentöse Langzeittherapie stark geschädigt gewesen seien. "So fing ich an, über eine Art Sterbehilfe nachzudenken." Er habe das Elend der Patienten nicht mehr ertragen und ihr Leid abkürzen wollen, erklärte er in einem Schreiben an die Zeitschrift "Stern". Er habe damals gedacht, "ich tue den Patienten etwas Gutes, wenn ich ihre Qualen verkürze". Inzwischen bereut er seine Taten offenbar. "Ich habe den Patienten meine Meinung aufgedrückt, ohne zu wissen, ob sie es so wollten. Das tut mir furchtbar leid."

Der Kriminalpsychologe Rudolf Egg forderte eine strengere Kontrolle in Altenheimen und Krankenhäusern. "Ärzte, die den Totenschein ausstellen, sollten verstärkt ein gesundes Misstrauen mitbringen", sagte der Leiter der Kriminologischen Zentralstelle in Wiesbaden.

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