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Berlin: Mordanklage: "Diesen Frauen fehlt der Mutterinstinkt"

Wieso lässt eine Mutter ihr Kind verhungern? Diese Fragen diskutieren auch Experten.

Wieso lässt eine Mutter ihr Kind verhungern? Diese Fragen diskutieren auch Experten. "Sadismus ist das nicht - und auch kein einfacher Tötungswille", sagt der Psychiater Rolf Saupe. "Die Frau ist nicht gesund." Vorstellbar sei eine extreme Minderbegabung bei der Mutter, die sich dann in Hilflosigkeit gegenüber menschlichem Leben äußerte. Wahrscheinlicher sei aber, dass die Mutter krank sei. Sie werde ihr verhungerndes Kind "verdrängt und ausgeblendet" haben, glaubt Saupe. Für eine totale Leugnung dessen, was geschehen sei, spreche zum Beispiel die Mumifizierung der Kindsleiche im Zimmer der Wohnung. Offensichtlich hatte die Mutter keine Anstalten gemacht, den toten Körper zu beseitigen, und sei es nur in einen Schrank oder Sack. All dies spreche für eine psychotische Erkrankung.

Möglich sei auch, dass die Mutter mit dem Kind nicht klar kam mit dem Füttern. Saupe erinnert sich an einen Berliner Fall, als eine Mutter nicht damit umgehen konnte, dass ihr Kind beim Füttern wie am Spieß schrie. Verzweifelt gab sie dem Säugling am Schluss Brotbrocken - an denen der Säugling dann erstickte. "Die Frau wollte mit dem Füttern ganz schnell fertig werden", erklärt der Chefarzt das Verhalten der Mutter.

Für den Psychiater stellen sich im aktuellen Fragen: "Wie kam das Kind zu Tode?" und "Wie verhielt sich die Mutter nach dem Tod?" Starke Depressionen wären eine andere Begründung für ein derartiges Desinteresse am Kind. Dies sei im Wilmersdorfer Fall jedoch eher unwahrscheinlich, weil die 21-Jährige sich mit Interesse ihrem neuen Freund zugewendet hatte - sich also nicht völlig aus dem Leben verabschiedet hatte. Sucht könnte auch ein Grund sein. "Unter Sucht ist jede Form von Verwahrlosung möglich", sagt der Psychiater.

"Mit herkömmlichen Maßstäben ist die Frau nicht messbar", sagt auch Kriminaloberrat Oliver Knecht vom Landeskriminalamt. "Tumbe oder asoziale" Mütter kommen in Fällen, in denen Kinder zu Tode kommen, häufiger vor, sagte Knecht. "Diesen Frauen fehlt der Mutterinstinkt."

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