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Berlin: Mordanschlag auf linken Buchhändler

Polizei vermutet bei Tat am Haus der Marzahner PDS Werk von Rechtsradikalen Berlin(fm/-pen/weso).Mit einer Bluttat, die womöglich eine neue mörderische Note in die politischen Auseinandersetzungen in Deutschland bringt, beschäftigt sich seit gestern die Berliner Polizei.

Polizei vermutet bei Tat am Haus der Marzahner PDS Werk von Rechtsradikalen Berlin(fm/-pen/weso).Mit einer Bluttat, die womöglich eine neue mörderische Note in die politischen Auseinandersetzungen in Deutschland bringt, beschäftigt sich seit gestern die Berliner Polizei.An der Straße Alt-Marzahn 64 wurde um neun Uhr ein 62jähriger Buchhändler bei einem Anschlag durch mehrere Schüsse schwer verletzt.Da sich in dem Haus auch die Filiale der Marzahner PDS und Büros von Gregor Gysi befinden, stehen Polizei und Justiz vor dem starken Verdacht, daß Rechtsradikale hinter dem Mordversuch stecken.Bei der Berliner PDS-Landesvorsitzenden Petra Pau ging mittags ein Anruf ein mit dem Hinweis, "schade, daß es heute nicht geklappt hat."Der Polizei liegen zwar keine direkten Verknüpfungen zur rechtsradikalen Szene vor, Justizsprecher Rüdiger Reiff sprach gestern nachmittag aber ebenso wie der Sprecher des Innensenators Thomas Raabe von "Indizien".Zunächst hatte die Staatsanwaltschaft wegen eines "normalen" versuchten Mordes ermittelt.Sie wurde aber hellhörig, wie Reiff sagte, als die näheren Tatumstände bekannt wurden: Eine linke Buchhandlung in einem PDS-Gebäude, dazu auch noch Büros des Bundestagsabgeordneten Gregor Gysi aus diesem Wahlkreis, und zusätzlich eine kurze Täterbeschreibung des schwer verletzten Buchhändlers.Er soll im Notarztwagen von einem "rechtsradikalen Aussehen" des Schützen gesprochen haben.Daran knüpfen sich jetzt Spekulationen über Glatze, Bomberjaêke oder Springerstiefel an. Die Beschäftigen des PDS-Büros in Marzahn waren zur Tatzeit noch nicht im Haus.Frühere Hinweise oder Warnungen hat es dort nicht gegeben.Auch seien niemals Verdächtige mit rechtsradikalem Aussehen in der Nähe gesehen worden. Wie die Berliner PDS-Landesvorsitzende Petra Pau dem Tagesspiegel sagte, erhielt sie dann aber am gestrigen Mittwoch gegen 12 Uhr einen Bekenneranruf zu dem Anschlag.Mit jugendlicher Stimme habe ein Anrufer gesagt: "Schade, daß es heute nicht geklappt hat.Wer Gewalt sät, wird Gewalt ernten." Dann habe er aufgelegt.Für Pau gibt es weitere ernstzunehmende Indizien, die auf eine politisch motivierte Tat hinweisen.Sie wollte sich angesichts der noch laufenden Ermittlungen der Polizei aber nicht an Spekulationen zu beteiligen. Nach Angaben des PDS-Landesvorstandes berichtet das sogenannte Nationale Info-Telefon über "Gewaltexzesse von Links am 15.Februar in Hellersdorf", bei denen die PDS-Landesvorsitzende "in der ersten Reihe" gestanden habe.Die Durchsage ende mit der Drohung: "Die Sache wird ein Nachspiel haben.Wer zuletzt lacht, lacht am besten, und das werden wir sein."Der Chef der PDS-Bundestagsgruppe, Gregor Gysi, warnte in einer Erklärung vor einer "Gefahr einer Radikalisierung" nach den Auseinandersetzungen vom vergangenen Sonnabend in Hellersdorf."Wenn die Bilder des vergangenen Samstags stimmen, dann hat es aber auch tätliche Angriffe seitens linker Autonomer gegen junge Rechtsextremisten gegeben, " räumte Gysi ein.Am Sonnabend hatte es in Hellersdorf anläßlich einer Kundgebung der rechtsextremen "Jungen Nationaldemokraten" heftige Auseinandersetzungen zwischen etwa 350 linken Demonstranten und 30 Rechtsradikalen gegeben. Der Täter hatte am Morgen offenbar darauf gewartet, bis jemand das PDS-Gebäude an der Straße Alt-Marzahn betrat.Dann schoß er mehrmals aus einem Gewehr.Von zwei Schüssen schwer verletzt, brach der 62jährige Buchhändler zusammen.Nach den bisherigen Ermittlungen der Polizei galt der Anschlag nicht dem Geschäftsmann, der in dem Haus einen linken Buchhandel ("Marzahner Kleiner Buchladen") betreibt, sondern der PDS.Anschließend floh der Schütze.Die Tatwaffe nahm er mit. Bei der Fahndung nach dem Schützen wurde ein Spezialeinsatzkommando eingesetzt, das vergeblich das Gebäude durchsuchte.Dabei brachen die Beamten auch die Tür zum Büro von Gysi auf.

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