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Öffentliche Trauer: Viele Berliner und Brandenburger nahmen Anteil am Schicksal von Elias (Foto rechts) und Mohamed (Foto links), hier zwei Kondolenzbücher für die ermordeten Kinder im Rathaus Luckenwalde.

© dpa, Ralf Hirschberger

Mordfall Elias und Mohamed: Eine Postkarte nach dem Mord

Der mutmaßliche Mörder der Jungen Elias und Mohamed hat per Post versucht, Kontakt mit Elias’ Mutter aufzunehmen. Die Polizei glaubte an eine heiße Spur – und konnte den Absender doch nicht finden.

Potsdam - Der mutmaßliche Mörder von Elias hat nach der Tat eine Trauerkarte an die Mutter verschickt – nachdem er den Jungen mutmaßlich missbraucht, getötet und dann in seinem Garten verscharrt hat. Nach Tagesspiegel-Recherchen schrieb Silvio S. sein Beileid für den Tod des Sechsjährigen und dann die Worte: „Er ist erstickt.“ Besonders perfide: Als Absender war ein Bestattungsinstitut in Brandenburg (Havel) angegeben.

Die in einem Umschlag steckende Beileidskarte kam aber nie bei der Familie an, da die Adresse unvollständig war, wie es aus Justizkreisen hieß. Die Post konnte den Umschlag nicht zustellen und schickte ihn zurück an den Absender. Anfang August 2015, also rund vier Wochen nach der Entführung von Elias, meldete sich das Bestattungsinstitut bei der Polizei und übergab den Ermittlern den Umschlag. Aufgegeben hatte S. die Beileidskarte, das zeigt der Poststempel, irgendwo im Land Brandenburg.

Diese verstörenden Details aus den Ermittlungen um den Mord an den zwei Kindern werfen viele Fragen auf. Silvio S. hat sich dazu bisher nicht geäußert, nach den ersten Aussagen schweigt er auf Anraten seines Anwalts. War die Karte ein Schuldeingeständnis von Silvio S.? Wollte er sich bei der Mutter für die Tat entschuldigen? Was sollte das?

Allerdings wirft der Vorgang auch Fragen an die Polizei auf. Warum wurde der Öffentlichkeit stets vermittelt, dass es keine Hinweise auf ein Verbrechen gibt? Hätte Silvio S. möglicherweise früher festgenommen werden und damit der Mord an dem erst im Oktober von S. auf dem Gelände des Berliner Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso) entführten Mohamed verhindert werden können?

Offiziell wollten sich weder die Polizei noch die Potsdamer Staatsanwaltschaft dazu äußern und verwiesen beide auf das laufende Ermittlungsverfahren. Der Anwalt des Beschuldigten, Mathias Noll, wollte sich dazu ebenfalls nicht äußern.

Elias war am 8. Juli im Potsdamer Stadtteil Schlaatz entführt worden. Die Polizei startete einen wochenlangen Großeinsatz – ohne Erfolg. Dann tauchte die Beileidskarte auf: das erste Konkrete, was die Ermittler in der Hand hatten. Kriminaltechniker untersuchten Umschlag und Karte akribisch auf DNA-Spuren und Fingerabdrücke. Auch ein grafologisches Schriftgutachten wurde erstellt. Profiler prüften, was die Karte über den Täter sagt. Am Ende brachte das alles nichts. Eine Spur zu dem Verfasser? Fehlanzeige.

Immerhin eines hat die Karte den Ermittlern dann doch gebracht, aber erst später, als Silvio S. festgenommen worden war. Der DNA-Abgleich ergab: Er hatte die Karte abgeschickt.

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