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Berlin: Mordversuch aus verletzter Ehre: Prozess nach Messerattacke auf Ehefrau

Tradition, verletzte Ehre, Druck des Umfeldes. Er habe aus diesen Gründen etwas unternehmen müssen, ließ Aydin G.

Tradition, verletzte Ehre, Druck des Umfeldes. Er habe aus diesen Gründen etwas unternehmen müssen, ließ Aydin G. gestern vor dem Landgericht erklären. Wenn eine Frau den Mann verlasse, dann sei das in der Tradition seiner anatolischen Herkunft eine „Schande“. Es sei darum gegangen, seine „Ehre zu verteidigen“. Als er vor fünf Monaten ein Messer zog, habe er seine Frau aber nicht töten, sondern einschüchtern wollen. „Es gab ein Gerangel, da habe ich sie wohl verletzt.“

Die Staatsanwaltschaft geht von Mordversuch aus. Aydin G. habe sich nach der Trennung in die Wohnung seiner Frau in Kreuzberg geschlichen und versteckt. Als die 35-Jährige schlief, habe er sie angegriffen. Zwei der vier Kinder seien aufgewacht. Eine 13-jährige Tochter soll ihn am Arm gezogen haben. Da habe er die Wohnung verlassen. Die 35-jährige Mutter kam mit Verletzungen an Bauch, Arm und Hand ins Krankenhaus. Im Ermittlungsverfahren hatte sie ausgesagt: „Ich wurde von meinem Mann geweckt, er hockte mit seinen Knien auf meinem Bauch.“ Er habe erklärt, dass er sie gleich töten werde. „Nur wegen der Anwesenheit der Kinder ließ er von mir ab. Vor Gericht machte sie von ihrem Schweigerecht Gebrauch. Das türkische Paar hatte 1989 geheiratet. Es soll eine arrangierte Hochzeit gewesen sein. Zwei Wochen vor der Tat sei er ausgezogen. Doch dann sei Wut aufgekommen, weil er seine Kinder kaum noch sah. Da sei er durch ein offenes Fenster geklettert - „um zu reden“. Was passierte, tue ihm leid. „Ich bin bereit zur Familientherapie“, beteuerte er. Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt. K.G.

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