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Berlin: Motiv Hass: Hund auf Afrikaner gehetzt

Täter vom Bahnhof Zoo sitzt in Untersuchungshaft. Prozess: Nazi-Parolen und Gewalt in der S-Bahn

Der Mann, der am Dienstagnachmittag im Bahnhof Zoo einen Schwarzafrikaner rassistisch beleidigt und angegriffen hat, sitzt jetzt in Untersuchungshaft in der Justizvollzugsanstalt Moabit. Ein Richter erließ gestern Abend Haftbefehl gegen den 37-Jährigen Arnd S. wegen Beleidigung, Bedrohung und gefährlicher Körperverletzung. Für die Polizei ist es ein klassischer Fall von fremdenfeindlicher Hasskriminalität: Ohne jeden Anlass hatte der aus Moabit stammende Mann am Dienstagnachmittag den Schwarzafrikaner im belebten Bahnhof Zoo attackiert.

„Scheiß Nigger“ brüllte der angetrunkene Mann dem 22 Jahre alten Ghanaer entgegen, und dann: „Ich mach’ dich kalt.“ Emmanuel D., der in Begleitung seiner Bekannten Shari V. war, antwortete, dass er keinen Ärger haben wolle und keine Lust auf ein Gespräch habe. Das reizte den Mann offenbar noch mehr. Arnd S. ließ seinen Hund von der Leine und hetzte diesen auf, indem er seine Jacke kreisen ließ. Der in Berlin lebende Schwarzafrikaner flüchtete zum Ausgang, der 37-Jährige setzte nach, warf seinen Flachmann nach Emmanuel D.. Dieser rutschte auf den Scherben aus, fiel hin, der Hund biss ihm in den Fuß.

Als ein Wachmann der BVG hinzukam, flüchtete Arnd S. direkt in die Arme von zwei Polizisten, die zufällig in den U-Bahnhof kamen. Der Deutsche ließ sich in seiner Wut nicht bremsen, er beleidigte D. auch in Gegenwart der Beamten massiv weiter. Wie es gestern im Präsidium hieß, sollen sich die beiden Männer auf dem Bahnsteig erstmals begegnet sein –„reiner Hass“ sei das Motiv, hieß es. Shari V. wurde nicht verletzt.

Der Täter Arnd S. ist der Polizei mehrfach wegen Gewalttaten aufgefallen – nicht aber wegen rechtsextremistischer Delikte. Sein Hund wurde ins Tierheim gebracht. Unklar blieb gestern, ob der für politische Taten zuständige Staatsschutz die Videoaufnahmen vom Bahnsteig der U9 angefordert hat. Wie es hieß, gebe es ausreichend Zeugen der Attacke, diese sei so schnell erfolgt, dass keiner der vielen Fahrgäste einschreiten konnte. Der Polizei zufolge gab es im vergangenen Jahr in Berlin 18 fremdenfeindliche Gewalttaten, 2004 waren es 28.

Ein Fall von Gewalt im Nahverkehr wurde gestern vor Gericht verhandelt. Mehrere Männer hatten Stefan F. auf einem S-Bahnhof bewusstlos geprügelt. Dieser hatte sich zuvor gegen „Heil Hitler“-Rufe gewandt. „Lass das“, forderte der 37-jährige Autolackierer. Plötzlich aber kamen mehrere Personen auf ihn zu. „Die haben auf mich eingeschlagen, mir die Jacke über den Kopf gezogen, dann weiter geschlagen und auch getreten“, sagte das Opfer vor dem Landgericht. Dort muss sich mit Marcel Z. seit gestern einer der mutmaßlichen Angreifer wegen Körperverletzung verantworten. Der 23-jährige Angeklagte war am Morgen des 2. April mit drei Freunden unterwegs. Sie warteten nach einer Nacht in einer Disko auf dem S-Bahnhof Frankfurter Allee auf die Bahn. Die „Heil-Hitler“-Rufe seines Kumpels Max habe er gehört, räumte Z. ein. Wie die Schlägerei begann, hat er nicht gesehen. Er sei lediglich „dazwischen gegangen“, um seinem Kumpel zu helfen. Er könne sich an Einzelheiten nicht mehr erinnern, da er Alkohol getrunken und Drogen konsumiert habe.

Stefan F. erlitt eine Kopfplatzwunde, die Rippen waren geprellt. Das Gesicht des Angeklagten habe er sich gemerkt, sagte er. Dieser Schläger sei ihm wie der „Rädelsführer“ vorgekommen. Der Prozess wird in einer Woche fortgesetzt.

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