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Volk und völkisches Denken. Viele Anhänger der Alternative für Deutschland (AFD), hier eine Demonstration in Berlin, sind für eine harte Flüchtlingspolitik.

© Zinken/dpa

Motivation einer AfD-Wählerin: „Berlin braucht wieder Sicherheit“

Warum haben so viele Menschen für die AfD gestimmt? Eine Wählerin aus Berlin Friedrichshain-Kreuzberg spricht im Interview über ihre Gründe.

231.325 Berliner haben vor drei Wochen die AfD gewählt. Eine Partei, die wegen ihrer harten Haltung in der Flüchtlingsfrage und Beziehungen einzelner Funktionäre in die rechtsextreme Szene umstritten ist. Die AfD-Wähler hat das nicht abgeschreckt. Eine von ihnen berichtet im Interview mit dem Tagesspiegel über ihre Motive. Sie möchte unerkannt bleiben, weil sie Angst vor Beleidigungen hat. Es hätten sich schon Freunde von ihr abgewendet, sagt sie. Die Frau lebt im eher linksorientierten Kiez von Friedrichshain-Kreuzberg. Die AfD bekam hier nur 6,4 Prozent der Stimmen; berlinweit waren es 14,2 Prozent.

Warum haben Sie die AfD gewählt?
Weil sie aus meiner Sicht die einzige Partei ist, die sich noch um die Belange des Volkes kümmern will. Sie hört auf die Stimme des Volkes und nicht auf die Stimme der Lobbyisten. Das hat sich bei mir aber erst herauskristallisiert, nachdem der ehemalige Parteisprecher Bernd Lucke die AfD verlassen hatte. Vorher konnte ich mit der Partei nichts anfangen.

Wen meinen Sie mit Lobbyisten?
Die Berater, welche im Bundestag eingesetzt werden – allein für Merkel mit einer Summe von 18,8 Millionen pro Jahr. Das sind die verlängerten Arme der Wirtschaft, welche ihre Vorstellungen von Gesetzen durchdrücken wollen – egal wie... siehe Ceta, TTIP, Monsanto. Für das deutsche Volk und die deutsche Wirtschaft im Kleinen ist das absolut nicht gut. Nur die großen Firmen profitieren davon.

Die Ängste mit denen die AfD hausieren geht, sind zum Großteil irrational und/oder künstlich aufgebauscht. Die AfD konstruiert Schreckgespenster, wie z.B. die Angst vor dem Islam. Eine hysterische Pauschalisierung, aus der die AfD ein Parteiprogramm ableitet, das verfassungsfeindlich, diskriminierend und fremdenfeindlich ist.

schreibt NutzerIn pele14

Das ist die große Politik im Bund. Was erhoffen Sie sich von der AfD in Berlin?
Ich erwarte, dass der Steuerverschwendungswahnsinn eingedämmt wird, dass Schulen, Kitas, Turnhallen und Freizeiteinrichtungen für die Kiddis wieder Vorrang gegeben wird. Dann, dass die linke Gewalt nicht mehr toleriert, sondern bekämpft wird. Als Nächstes, dass der immensen Ausländerkriminalität mit aller Härte des Gesetzes begegnet wird und erst mal keine Flüchtlinge mehr in Berlin aufgenommen werden, bis alle laufenden Anträge auf Asyl abgearbeitet sowie abgewiesen und straffällig gewordene Asylbewerber abgeschoben sind. Berlin braucht wieder Sicherheit für seine Bürger.

Berlins AfD-Chef Georg Pazderski fordert, Flüchtlinge sollten keine Deutschkurse bekommen und Integrationsmaßnahmen seien sinnlos, weil sie ohnehin bald in ihre Heimat zurückkehren. Hat er recht?
Was den Deutschunterricht betrifft, nein, denn irgendwie müssen sich die Flüchtlinge, wenn es denn welche sind, hier verständlich machen. Integrationsmaßnahmen würden ein immerwährendes Bleiben bedeuten, was bei Flüchtlingen nicht der Fall sein wird. Man kann aber für die Dauer ihres Aufenthaltes schulische oder berufliche Ausbildung anbieten, welche nach der Rückkehr in die Heimat von Nutzen wären. Abzugrenzen sind aber diejenigen, welche vorgeben, Flüchtlinge zu sein und ohne oder mit gefälschten Papieren hier illegal eingereist sind. Die gehören sofort ausgewiesen. Im Übrigen bedeutet Integration für mich, dass jemand legal einwandert, sich Arbeit sucht sowie unsere Gesetze und Traditionen achtet.

Welche Partei haben Sie bisher gewählt?
Ich habe früher traditionell SPD gewählt, stamme aus dem Ruhrgebiet, aus einer Zechensiedlung. Die SPD war früher eine Arbeiterpartei, heute nicht mehr. Die CDU war auch stark vertreten, weil überwiegend Katholiken da lebten. Christliche Werte sucht man da aber heutzutage vergeblich. Alles geht zur AfD aus meiner Familie. Erstaunlich ist: Ohne dass ich mit meinen Söhnen darüber mal gesprochen habe, wählen auch sie die AfD.

Wie alt sind Ihre Söhne und was tun sie?
Mein Ältester ist 42, Manager in einem Sportverein. Mein mittlerer Sohn, 39, Malermeister. Mein Jüngster ist Elektrotechniker. Zwei meiner Schwiegertöchter sind Sekretärin und Buchhalterin. Eine Einzelhandelskauffrau. Ich selbst bin 59, ich habe viele Jahre in einer großen Firma als Chefsekretärin gearbeitet. Jetzt arbeite ich in Teilzeit als Buchhalterin. Zwischendurch war ich 14 Jahre lang Hausfrau und Mutter, was mir bei der Rente später auf die Füße fallen wird.

Leute mit wenig Einkommen oder kleiner Rente haben doch von SPD (Rente mit 63) oder CDU (Mütterrente) oder den Linken (Hartz-IV erhöhen) mehr zu erwarten als von der AfD, oder?
Rente mit 63? Sorry, ich darf erst mit 66 Jahren und 11 Monaten in Rente gehen. Ich bin krankheitsbedingt in Teilzeitarbeit und dadurch Aufstocker. Wäre ich nur auf Hartz-IV, könnte mich das Jobcenter mit 63 in die Zwangsverrentung schicken. Mütterrente? Nicht bei mir. Pro Kind wurde mir ein Jahr angerechnet in meinem derzeitigen Rentenberechnungsbescheid, welcher nebenbei aussagt, dass ich eine Rente von ca. 640 Euro erwarten darf. Die Linken wollen Hartz-IV erhöhen? Wie Andrea Nahles jetzt mit großzügigen fünf stolzen Euronen? Die AfD sieht da meines Wissens nach eine Grundrente vor, für jedermann gleich hoch, und das in einer Höhe, dass man gut über die Runden kommt. Wer mehr haben will, zahlt privat noch Beiträge. Ich habe auch gehört, dass ein Grundeinkommen für jeden eingeführt werden soll. Hartz-4 wäre ganz abgeschafft. Diejenigen, welche arbeiten, haben dann mehr in der Tasche.

Viele werfen der AfD vor, sie grenze sich bewusst nicht zur Neonazi-Szene und zur NPD ab und dulde Leute mit rassistischem und völkischem Gedankengut in ihren Reihen. Was denken Sie?
Dann haben diese vielen nicht das Statement der AfD gelesen, das diese sich von der NPD klar distanziert. Dieses Statement erschien kurze Zeit, nachdem Lucke sich von der AfD abgrenzte und die neue Alfa-Partei gründete. Dieses Gerücht kam von Lucke und seinen Anhängern. Rassistisch sehe ich die AfD nicht, denn sonst würden sie keine Mitglieder anderer Ursprungsnationalität zulassen und aufnehmen. So ist es auch mit Schwulen und Lesben. Was bedeutet völkisches Gedankengut? Aus meiner Sicht ist das ein uralter Begriff für die Zusammenfassung unserer Werte und Traditionen und unserer Nationalität. Das alles wird von den Altparteien immer mehr abgebaut.

Wer gehört aus Ihrer Sicht zum deutschen Volk?
Für mich gehören alle dazu, die sich in Deutschland mit Deutschland identifizieren. Da ich selbst aus einer Einwandererfamilie Anfang 1900 stamme – meine Urgroßeltern wanderten um diese Zeit von Mähren nach Deutschland ein, weil mein Uropa hier Arbeit auf der Zeche fand –, fühle ich mich nun nicht direkt als „biodeutsch“, sondern als deutsch. Ich liebe die Traditionen hier in Deutschland genauso wie einige Traditionen aus Mähren, welche aber den deutschen ähneln.

Das Gespräch hat Thomas Loy als Facebook-Chat geführt.

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