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Berlin: Motte hadert mit Existenzbedingungen Eine kleine Erinnerung

an die hässliche Wirklichkeit

Armer Herr Motte. Da hat er der Stadt Berlin die Love Parade geschenkt und glaubt, dass seine Erfindung „keiner wirklich haben“ wolle. Der Mann, der 1989 die Popversion der politischen Demonstration geschaffen hat, greint nun in der Pose des verkannten Genies über die tumben Berliner, die „Spießbürger und Kleingärtner“. Hätte der Spießbürger nicht genug damit zu tun, in seinem sonnabendlichen Spießerleben den Tiergarten weiträumig zu umfahren – er könnte über Herrn Motte in Staunen geraten. Der Mann ist 43 Jahre, doch sein Gedächtnis löscht sich offenbar im Jahresrhythmus vollständig aus. Sonst würde er sich daran erinnern, dass die SpießbürgerMetropole einem DJ über zehn Jahre lang allerbeste Geschäftsbedingungen bot: Mach’ du nur, Junge, deine Parade, hörte Herr Motte vom Senat, lass’ sie immer größer werden – wir räumen hinter Dir auf. Vielleicht war es für die Normalberliner am anstrengendsten, Herrn Mottes „Botschaften“ zu ignorieren – schließlich unterschritt er jährlich sein Vorjahresniveau. Jedenfalls führte der Senat Herrn Motte sanft an die harte Wirklichkeit heran: Er erkannte, dass jede Demonstration irgendwann zu Ende ist und man im Leben mit dem Aufräumen anfangen muss. Fast schien Herr Motte, der nach allem, was zu hören ist, zu einem überaus wohlhabenden Geschäftsmann geworden ist, in der Wirklichkeit angekommen zu sein: Er und seine Kollegen benahmen sich wie richtige Manager und handelten die Rahmenbedingungen der Party aus. Seit 2000 gebührt den Parade-Machern auch ein Teil der Kosten. Mottes Genöle zeigt, dass dies für ihn schon zu viel Wirklichkeit ist. wvb

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