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Berlin: Mr. Hai & Friends

Die Mischung klingt seltsam. In einem vietnamesischen Restaurant gebe es wunderbare Cocktails, wisperte es aus der drinking crowd.

Von Frank Jansen

Die Mischung klingt seltsam. In einem vietnamesischen Restaurant gebe es wunderbare Cocktails, wisperte es aus der drinking crowd. Sollte das stimmen, wäre die Stadt um ein weiteres Phänomen der Kategorie „drinks ’n’ food“ bereichert. Bislang waren nur Lokale geläufig, in denen zu Cocktails auch Sushi gereicht werden, oder Tex-Mex-Happen. Aber eine Kombination mit vietnamesischem Essen kannte Berlin bislang nicht. Entsprechend neugierig bewegten sich drinking man und compañera zu „Mr. Hai & Friends“ am Savignyplatz.

Herr Haifisch rechnet offenbar ständig mit großem Andrang. Selbst im Winter wird auf dem Trottoir ein zeltartiger Wintergarten betrieben, den klobige Gasstrahler beheizen. Ansonsten entspricht das Lokal dem inzwischen gewohnten Ambiente sachlich-moderner Asia-Restaurants: Kaum Buddha-Nippes, elegante Holzstühle, dunkle Tische, dezente Beleuchtung. Die Küche ist gläsern – durch große Scheiben ist zu beobachten, wie die Köche hantieren. Ab und an spritzt Fett ans Glas. Eine Bar oder eine Lounge gibt es nicht. Kein Tresen, keine Barhocker. Also Cocktails ohne Cocktailbar?

Der eifrige Kellner brachte zwei Karten, eine für Speisen, eine für Drinks. In ihr werden immerhin 53 Cocktails aufgelistet, hinzu kommen 17 Mixgetränke ohne Alkohol, „Mr. Hai’s 0 %“ genannt. Neben den Klassikern werden auch Eigenkreationen geboten, allerdings ist nicht jede Namensgebung geglückt – wer möchte einen Cocktail trinken, der „Red Khmer“ heißt und an das Regime des Massenmörders Pol Pot erinnert?

Das drinking couple orderte einen Gin Tai, der gut schmeckte, auch wenn der Gin-Gehalt sehr bescheiden erschien, was auch auf Buddha’s Smile (Gin, Zitronen-, Orangen- und Ananassaft, Mandelsirup) zutraf. Als ideale Droge für Süße-Süchtige erwies sich der Mandarin Punch (Myers’s Rum, Mandarinenlikör, Dry Orange, Orangen- und Zitronensaft). Jeder Cocktail erschien in einem großen Glas, american size, angesichts der moderaten Alkoholbasis sind jedoch keine abrupten Räusche zu befürchten. Als Dessert-Ersatz empfehlen sich der üppige Shake Sex und Zen (frische Banane mit Milch, Kokos, Vanilleeiskugel) und der Jungle Fever (Kirschsaft, Ananassaft, Zitronensaft, Lime Juice).

Der Kellner brachte ungefragt auch noch zwei Hemingway Sour in Minigläsern. Offenbar hatte Mr. Hai den Eindruck, diese Gäste könnten noch mehr vertragen. Doch nach den Drinks und zwei großen Schüsseln Nudelsuppe (Pho bo tai mit blanchierter Rindfleischscheibe sowie Mien ga tom thit mit Hähnchenstreifen, Garnelen, Strohpilz und Poligonum) fühlten sich drinking man und compañera ausreichend bedient. Aber komisch war es schon, in einem Lokal ohne jedes Bar-Ambiente zu trinken, als sei es doch ein Cocktailtempel.

Mr. Hai & Friends, Savignyplatz 1, Charlottenburg, Tel.: 37 59 12 00, täglich von 12 bis 2 Uhr geöffnet.

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